Neben all den tollen Eindrücken zur Natur dich ich „erfahren“ durfte sind mir über die Tage noch ganz viele kleine Dinge aufgefallen die ich erwähnenswert finde weil sie das Land noch etwas sympatischer machen, weil sie Unterschiede zu uns aufzeigen aber auch Parallelen, weil sie Klischees widerlegen und belegen, usw.
Zuerst die Menschen, bisher kannte ich „die Schotten“ nur aus Edinburgh was dafür sorgte das ich mich in dieses Land und dessen Menschen verliebte, eigentlich Quatsch denn ich kann Deutschland auch nicht anhand einer Stadt beurteilen… ich mag die Art der Berliner z.B. weniger wie die Art der Münchner wobei das auch wieder nur Klischeereiterei ist denn ich kenne auch sehr nette Berliner, aber es gibt eben schon gewisse Unterschiede.
Meine ersten beiden Tage war ich auch in Edinburgh und es festigte sich auch genau der bereits gewonnene Eindruck der Menschen vor Ort. Sie sind freundlich, herzlich, hilfbereit aber immer auch etwas auf Abstand… sie sind offen und reichen jedem die Hand und vermitteln den Eindruck das jeder die Chance hat ein guter Freund zu werden, es liegt aber eben auch daran wie man sich selbst dem Gegenüber verhält. Es ist sehr leicht mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und nicht unbedingt nur in diesen unsäglichen Smalltalk, sondern zumindest macht es den Anschein das sich die Menschen tatsächlich auch für tiefer gehende Sachen interessieren und ebenfalls Details aus ihrem Leben preis geben. Aber sind alle Menschen in Schottland so, sicherlich nicht, aber dies galt es herauszufinden.
In Perth und Aberdeen machte ich ähnliche Erfahrungen wie in der schottischen Hauptstadt in den kleinen Küstenörtchen am Südufer des Moray Firth wirkten die Menschen sogar noch etwas offener und man wurde direkt als eine Art Freund behandelt, in Inverness dreht sich das aber etwas. Dort nahm ich die Menschen an der Tankstelle, im Fish & Chips Restaurant und in der Innenstadt etwas anders wahr, sie wirkten im Allgemeinen eher gestresster als Andere, wenn auch der Besitzer im Motorradladen in dem ich mir die neuen Handschuhe kaufte wieder sehr zuvorkommend und hilfsbereit war. Aber das war natürlich auch jemand der etwas verkaufen wollte.
In den Northwest und West Highlands wirkten die Menschen ähnlich wie am Südufer des Moray Firth, hinzu kam das sich vor allem Kinder über fremde Besucher freuten und jedem gewunken haben der vorbei fuhr, oder wie bereits geschrieben an der Tankstelle direkt ein Gespräch suchten. Ab den hier überwiegend anzutreffenden Single Track Roads ist es auch üblich das man dem Entgegenkommendem oder aber schnelleren Hintermann freiwillig Platz bietet und grundsätzlich winkt und lächelt um sich zu bedanken und zu Grüßen.
Im Prinzip bestätigte sich dieses Bild auch für die restlichen Highlands, während auf Lewis & Harris die Menschen auch offen wirkten, aber mehr über negative Dinge sprachen und auch meist mit einem „fuckin'“ vorangestellt. In einem Gespräch mit einem, meinem Empfinden nach, mittags um 12 schon angetrunkenen Seemann in Stornoway mit dem ich auf die vorübergehend geschlossene Fährverbindung nach Ullapool ins Gespräch kam war z.B. gefühlt jedes 2. Wort fuckin.
Die Menschen auf Skye und Mull bis Loch Lomond entsprachen überwiegend dem Charakter der Menschen aus den Highlands während ab Glasgow und den westlichen Lowlands die Menschen immer „deutscher“ wirkten. Die Freundlichkeit nahm spürbar ab, ins Gespräch kam man auch kaum noch mit jemandem und allgemein wirkten die meisten zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Interessanterweise war aber auch Landschaftlich und im Stil der Häuser wenig Unterschied zu meiner Heimatregion in Deutschland zu erkennen, komplett anders als die Highlands, Islands und die Ostküste Schottlands.
Die Verantwortlichen der Bed & Breakfast Unterkünfte waren durchweg alles sehr gastfreundlich und vermittelten das Gefühl Freunde zu beherbergen, waren sehr zuvorkommend und hilfsbereit in allen Belangen. Komischerweise waren die Männer überwiegend nur im Hintergrund und die Frauen kümmerten sich um fast alles.
Die Tourihochburgen wie Loch Ness, Glenfinnan, Fort William, usw. bedeuten in der Tat hohes Touri aufgekommen und gerne auch mal Deutsche mit Fremdschämfaktor, wer so etwas nicht mag sollte hier eher eine kurze Verweildauer einplanen.
Was fiel mir sonst noch auf:
- Kanaldeckel in Schottland (ganz UK!?) sind eckig und finden sich auch öfters auf Landstraßen in Kurven, was eine besonders tolle Erfahrung bei Regen ist. VORSICHT!
- Geldabheben und an Tankstellen bezahlen ist mit Sparkassenkarte (Maestro) nur einmal ein Problem gewesen und dies war in Glasgow.
- B&Bs habe ich immer Bar bezahlt, da auch nur eines tatsächlich die Option auf Kreditkartenzahlung anbot.
- Die schottische Küche ist vielseitiger als man das auf den ersten Blick annehmen würde und besteht nicht nur aus Fish & Chips.
- IRN-BRU ist schottisches Nationalgetränk und ein sehr zuckerhaltiges Softgetränk.
- Black Pudding ist geschmacklich nahe an der aus Deutschland bekannten Blutwurst.
- Haggis hat keinen eigenartigen Geschmack sondern passt sehr gut Full Scottish Breakfast.
- Die Auswahl in schottischen Supermärkten ist gigantisch und diese haben teilweise 24/7 geöffnet.
- Die kalkulierte Zeit des Garmin Navis war in den meisten Fällen unbrauchbar, da Single Track Roads mit schlechtem Asphalt mit gleichem Schnitt vorausberechnet wurden wie normale gut ausgebaute Landstraßen. Statt der kalkulierten ~75-80 km/h für Landstraßen war auf den Single Track Roads aber meist nur ein Schnitt von 50-55 km/d drin, somit erhöhte sich die kalkulierte Ankuftszeit meist ganz schnell und das deutlich was in Kilchoan beinahe dafür sorgte, dass ich die Fähre verpasste.
- In den Highlands und auf den Islands gilt überwiegend ein Tempolimit von 60 Meilen (97 km/h) was selbst für Straßen durch Dörfer oder Ansammlungen von 2-3 Häusern gilt, nur bei Schulanfang und -Ende blinken in Schulbereichen explizit Schilder die auf 20 Meilen (32 km/h) hinweisen, ansonsten ist auch dort meistens 97 km/h. Erst in etwas größere Städtchen gilt dann auf den Hauptstraßen 40 Meilen (64 km/h) oder 20 bzw. 30 Meilen auf den Nebenstraßen.
- Die Straßen in den Northwest Highlands sind fast ausschließlich Single Track mit sehr wenig Verkehr.
- Die nächste Tankstelle sollte eigentlich fast immer im Bereich von 60-70 km liegen, planen kann dennoch nicht Schaden, bevor man eben wieder 20 km zurück fahren muss weil der Tankinhalt sich doch schneller dem Ende zuneigt als angenommen.
- Die Menschen in den abgelegenen Gebieten haben eine gewisse Ruhe die uns Deutschen vielleicht fehlt. Dies kann man aber prima dafür nutzen selbst einen Gang herunterzuschalten.
- Die Weather Pro App lieferte zumindest ungefähr eine grobe Vorhersage für die nächsten 2 Tage. Zumindest ob trocken, Regen oder Starkregen und ob stürmisch oder nicht. 100% stimmte es aber nie.
- Während Mietwagen von Touristen meist Minis waren, fahren die Schotten scheinbar lieber den Fiat 500, gefühlt war eins unter 10 Autos immer Fiat.
- Es lohnt sich durchaus lokale Biere zu probieren, war viel gutes dabei.
- Das Sonntags auf Lewis & Harris alles geschlossen ist und auch keine Fähren fahren mag mal so gewesen sein, im Mai 2015 war dies definitiv nicht so. Ich setze Sonntags über und dinierte in einem kleinen abgelegenen Lokal an der Küste von Scalpay.