Was habe ich vor meiner Reise nicht alles für Horrorgeschichten im Internet gefunden, Motorräder die während der Überfahrt umgekippt waren und andere Motorräder gleich mit, man müsse immer 2-3 Spanngurte selbst dabei haben und und und…
Entwarnung direkt zu Anfang… alles kein Problem und fast idiotensicher!
Motorradreisende denen es wie mir geht, dass sie auch zum ersten mal nach Schottland wollen und zuvor noch nie auf einer größeren Fähre mit dem Motorrad waren hier ein paar Details um jegliche Sorgen zu nehmen.
Ich entschied mich für P&O Ferries von Seebrügge nach Hull für die Hinfahrt und für DFDS Seaways von Newcastle nach Amsterdam für die Rückfahrt, konkret kann ich auch nur für diese beiden Überfahrten schreiben, aber diese beiden sollten auch eigentlich die gängigsten sein für eine Reise nach Schottland, beide Überfahrten kosten bis auf 10 Euro auch gleich viel, je nach Herkunft kann der Abfahrhafen ein Pro Argument sein, in meinem Falle lagen beide 450 – 500 km von mir Zuhause entfernt, ich entschied mich aber für P&O Ferries da ich zuvor noch durch Gent und Brügge bummeln wollte, was sich defintiv lohnt. Amsterdam wahrscheinlich auch, aber das war mit persönlich nicht so wichtig.
Das P&O Terminal in Seebrügge liegt rund 30 Minuten von der Innenstadt entfernt, der Verkehr über die E403 war mäßig wodurch es keine Verzögerungen gab. Abfahrt der Fähre ist 19 Uhr Ortszeit und Ankuft ist 9 Uhr Ortszeit in Hull (15 Stunden Fahrt), letzter CheckIn ist 90 Minuten vor Abfahrt, was ich für reichlich übertrieben halte. Ich wollte überpünktlich sein und war bereits gegen halb 5 vor Ort, checkte ein und musste dann noch 1,5 – 2 Stunden warten bis wir endlich auf die Fähre konnten.
Man fährt mit dem Motorrad in den zugewiesenen Bereich, in diesem Fall standen die Motorräder auf einer Art Zwischendeck das nicht durchgehend war sondern nur links und rechts der Boardwand entlang verlief und je Platz für 2 Motorräder nebeneinander bot. Kurz vor der Fahrt auf die Fähre drückte ein Mitarbeiter einem einen Spanngurt in die Hand. Man stellt das Motorrad auf den Seitenständern am besten voll bepackt, achtet darauf das der erste Gang eingelegt ist und spannt es über die am Boden verlaufenden Drahtseile über die Sitzbank ab. Danach kann man das Gepäck abmachen und alles sollte genug Spannung aufweisen um sicher zu stehen. Zumindest hat auf der Hinfahrt jedes Motorrad die Reise schadlos überstanden und geschaukelt hat das ganze schon. Ich habe zusätzlich noch mit einem Tragegurt meiner Tasche die Bremse arretiert um ganz sicher zu gehen.
Zu den Kabinen geht es dann per Lift die alle 10-15 Meter seitlich platziert sind. All zu groß fallen die Kabinen logischerweise nicht aus, daher war ich auch ganz froh eine Doppelkabine alleine gebucht zu haben, schon alleine wegen meinen beiden Koffern und der Tasche wäre da kaum mehr Platz für jemand anderes gewesen. Ob sich eine Kabine mit Seeblick lohnt kann ich nicht genau sagen, da die Fenster sowieso meist verdreckt sind ist der Blick nach außen eh sehr eingeschränkt, für jemand der Probleme mit dem Schaukeln des Schiffes hat ist es aber vielleicht dennoch okay einen Bezugspunkt zu haben um sich zu beruhigen, bringt in der Nacht aber natürlich auch nichts.
Die nächtliche Überfahrt, in der man ja theoretisch schlafen und dann ausgeruht in den nächsten Tag starten kann, funktionierte für mich leider nicht so wirklich. Das Brummen des Schiffsmotors war überall zu hören und zu spüren, nicht wirklich laut, aber es sorgte dafür das ich eine sehr unruhige Nacht hatte.
An Board der Fähre gibt es viel Unterhaltung, genug zu Essen und zu Trinken aber auch alles für ordentlich Geld. Das All you can eat Buffet für umgerechnet 27 Euro lohnte sich dennoch, denn die Qualität machte einen guten Eindruck, die Auswahl war sehr groß und Getränke waren inklusive, was beim teureren Buffet bei DFDS nicht der Fall war.
Bester Rat ist aber wohl lieber an Land bevor es zur Fähre geht noch einmal ordentlich zu Essen, da bekommt man für weniger Geld sicher noch etwas besseres aus der Belgischen Küche.
Getränke in der Bar sind auch ordentlich, unter 4 € bekommt man da glaube ich nur Wasser, auch hier lohnt es sich ggf. besser vorher etwas zu kaufen und mit auf die Kabine zu nehmen.
Das Frühstück habe ich mir erspart, kann mir aber vorstellen das es da wenig zu meckern gibt.
Zurück ging es wie erwähnt mit DFDS Seaways von Newcastle nach Amsterdam bzw. IJmuiden. Abfahrt war gegen 17 Uhr Ortszeit und letzter CheckIn ist hier 45 Minuten vor Abfahrt, Ich war gegen 16 Uhr vor Ort und saß bereits 30 Minuten später an der Bar mit einem Cider, hier klappte also alles sehr viel schneller als noch bei P&O, das Schiff wirkte allerdings auch etwas kleiner was vielleicht ein Grund dafür war.
Ankunft ist gegen 9:30 Uhr Ortszeit in den Niederlanden was einer Fahrtdauer von 15,5 Stunden entspricht.
Beim Befahren der Fähre wird man auch hier vorbildlich eingewiesen und ähnlich wie bei der Konkurrenz stehen die Motorräder primär auf einem Zwischendeck. Die Spanngurte hängen an den Wänden und waren in diesem Fall sehr ölig verdreckt und zudem sehr scharfkantig, weshalb ich mich entschloss ein Handtuch zwischen Sitzbank und Spanngurt zu platzieren. Auch hier werden die Motorräder auf dem Seitenständer abgestellt wie auf der Hinfahrt und auch hier überstand jedes Motorrad die Reise schadlos. Aber auch das Motorrad im 2. Bild überstand schadlos die Überfahrt, auch wenn die Sicherung etwas abenteuerlich ausschaut, in beiden Fällen helfen die Mitarbeiter gerne und haben auch Ahnung davon.
Um zu den Kabinen zu gelangen gab es diesmal keine Lifte direkt vor Ort, ich musste erst mit beiden Koffern, Tasche und Helm über Treppen und schmale Gänge von Deck 4 zu Deck 7, wovon ich dann mit dem Lift auf mein Deck 9 fahren konnte, dabei trugen meine Koffer verdammt viele Schrammen davon was mich etwas ärgert, aber zweimal zu laufen wäre auch nicht unbedingt die bessere Lösung gewesen.
Die Kabine selbst wirkte noch etwas kleiner und auch die Überfahrt war unruhiger, es schaukelte schon ganz deutlich hin und her, ich kann aber nicht sagen ob es an größerem Wellengang lag oder ob dies immer so ist und der Fähre geschuldet ist, erfreulicherweise war aber der Motor hier nicht zu hören oder spüren.
Das Buffet kann man sich getrost sparen, umgerechnet 30€ exklusive Getränke was dann unterm Strich mindestens 35-40€ macht, auch wenn es All you can eat ist bekommt man da keinen passenden Gegenwert. Ich empfand auch die Qualität etwas schlechter als noch bei P&O.
Auch bei DFDS gilt wie bei P&O, sie lassen sich alles sehr teuer bezahlen, auch das Wechseln des Geldes an Board sollte man sich überlegen. Umgerechnet 14 € für 5 Stunden Internet sind auch echt heftig im Vergleich zu 4 € bei P&O.
In Schottland selbst war ich 4 mal mit der Fähre unterwegs von Skye nach Lewis & Harris und wieder zurück (Uig Tarbert), von Ardnamurchan auf die Insel Mull (Kilchoan -> Tobermory) und von Mull zurück aufs Festland (Craignure -> Oban)
Fast alle Fähren in Schottland werden betrieben von Caledonian MacBrayne und alle Mitarbeiter machten einen sehr kompetenten Eindruck. Während auf der Fahrt von Uig nach Tarbert das Motorrad auf dem Hauptständer stehen sollte und mit Spanngurt über die Sitzbank und mit Unterlegkeil an Voder- und Hinterrad gesichert war, sollte es auf der Rückfahrt auf dem Seitenständer stehen, aber ebenfalls mit Unterlegkeilen und Spanngurt.
Für die Überfahrt von Kilchoan nach Tobermory wurde lediglich das Motorrad auf dem Seitenständer abgestellt und zur Seite des Ständers mit einem Spanngurt gesichert, für die kurze Dauer und den zu diesem Zeitpunkt nur sehr leichten Wellengang absolut problemlos.
Für die Fahrt von Craignure nach Oban sollte ich mein Motorrad mittig, quer zur Fahrtrichtung in die Fähre stellen, eigentlich ein Platz für Fahrräder, und mit Spanngurt über den Sitz sichern. Funktionierte auch problemlos.
CalMac hatte auf jeder Fähre genügend Spanngurte und auch extra „Polster“ die man zwischen Gurt und Sitz legen konnte um Druckstellen zu vermeiden.
Das Essen an Board der größeren Fähren ist absolut empfehlenswert, natürlich darf man kein 5 Sterne Menü erwarten, aber Preis/Leistung machten meiner Meinung nach einen guten Eindruck.
Alles in allem muss man sich also wirklich keine Sorgen machen, Spanngurte waren überall in Überzahl vorhanden, hier und da etwas dreckig… einzig ein Handtuch oder ähnliches würde ich empfehlen mitzunehmen um ggf. als Unterlage zu benutzen und das sich die Gurte nicht in den Sitz einschneiden können.