Dafür, dass ich dieses Jahr nicht all zu viel unterwegs sein wollte um Material und Geld für nächstes Jahr Skandinavien zu schonen/sparen, habe ich mit dem letzten Wochenende doch relativ früh die 10.000er Kilometermarke für dieses Jahr gerissen.
„Schuld daran“ war die Stella Alpina und die angeschlossenen Tage in Südfrankreich. Die Stella ist ein Motorradtreffen am ca. 2156m hohen Rifugio Scarfiotti bei Bardonecchia im Piemont. Das Treffen fand dieses Jahr zum 51. mal statt und bietet kein (großes) Rahmenprogramm, primär ist es dafür gedacht dass sich gleichgesinnte Motorradfahrer treffen und austauschen können um an einem der 3 Tage den 2996m hohen Col de Sommeiller zu bezwingen… mit dem Motorrad versteht sich. Erschwert wird dies durch einen geschotterten und felsigen Weg zum Gipfel, aber der Reihe nach!
Da die direkte Anreise schon knapp 1000 km gewesen wären machte eine 1-2 Tage Tour wenig Sinn und ich splittete es in 3 Tage auf und plante zusätzlich den ein oder anderen Pass in der Nähe ein. Der erste Tag sollte dafür da sein um Kilometer zu machen und so fiel ich am Mittwoch (11. Juni) nach 439 Landstraßenkilometer auch fast tot ins Zelt, das zuvor natürlich auch noch aufgebaut werden wollte.
Nach dem Travel Event, war dies auch meine erste richtige Campingreise mit dem Motorrad und es hat wirklich Spaß gemacht so lange es trocken war.
Der Campingplatz in Levier war kein 5 Sterne Hotel, aber immerhin bot er eine Dusche mit warmem Wasser und einen Pool der etwas zur Entspannung des langen Tages beitrug.
Am 2. Tag stand das Ziel bereits fest, denn am Nachmittag wollte ich Mitreisende auf einem Campingplatz am Lac d’Annecy treffen um mit denen an Tag 3 gemeinsam zur Stella zu reisen. Doch zuvor stand erstmal eine Fahrt durch das Jura auf dem Plan, der Grenzübertritt in die Schweiz und entlang der Route d’Arzier zum Genfer See nach Nyon gewedelt. Dort etwas Seeluft geschnuppert und eine Cola getrunken und danach zum Besucherzentrum des CERN, welches ich ja bereits 2013 im Rahmen der Opendays besichtigen durfte. Ein weiterer Halt am Jet d’eau im Seebecken Genfs bevor es südlich zurück nach Frankreich ging wo ich mir zumindest kurz Annecy anschaute. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis zu meiner Reise noch nie zuvor von Annecy gehört hatte, mochte es aber auf Anhieb weil mich vieles an den Gardasee und Venedig erinnerte, nur alles etwas kleiner. Leider war mit 35° und Motorradklamotten kein ideales Wetter für eine komplette Besichtigung, aber so habe ich immerhin einen Grund nochmals das kleine Städtchen am See zu besuchen.
Der Campingplatz Solitaire du Lac lag nur wenige Meter vom See entfernt und so konnte man am Abend nicht nur die Seele sondern auch die Beine im kühlen Nass baumeln lassen und die tolle Kulisse genießen, definitiv ein weiterer Punkt das Gebiet rund um den See in nicht all zu ferner Zukunft noch einmal zu besuchen! Der Abend klang dann bei einer leckeren Pizza und dem Deutschland – Italien Spiel aus.
Freitags startete die Tour Richtung Albertville doch in Ugine bogen wir auf den unscheinbaren, kleinen Col de la Forclaz de Queige ab der aufgrund wenig Verkehr ein toller Einstieg in den Tag war. Weiter ging es zum Lac de Roselend und dem äußerst beeindruckenden Aufstieg des Cormet de Roselend auf der West Seite, in Bourg-Saint-Maurice gab es bei wohligen 29° erstmal einen Tankstopp für die Motorräder und Fahrer. Vorbei am Lac du Chevril ging es nach Val d’Isere, welches im Sommer schon sehr ausgestorben wirkt. Das kenne ich vom Winter doch deutlich anders. Der wenige Kilometer südlich liegende Col de l’Isèran (der mit 2770m höchste beidseitig anfahrbare Straßenpass der Alpen) war schnell bezwungen und bot auch wenig Interessantes am Gipfel, weshalb wir nach kurzem Fotostopp auch zeitig uns weiter auf den Weg machten zum Col du Mont Cenis. Jener gilt als einer der wahrscheinlichsten Pässe für die Alpen-Überquerung Hannibals. Ein Blick auf den Lac du Mont Cenis und ohne es zu merken waren wir auch schon in Italien. Unsere Bäuche grummelten leise vor sich hin und so nutzen wir eine Pause in Susa für eine Stärkung… Pizza… klaro, oder!?
Die letzte Tagesetappe führte uns vom kleinen sympatischen Susa nach Bardonecchia, die nächste größere Stadt bevor es zum Rifugio Scarfiotti geht. Einkaufen stand auf dem Plan und dank der vielen Einbahnstraßen stellte uns das doch vor eine größere Herausforderung als eigentlich gedacht. Aber auch das bekamen wir irgendwann auf die Kette bzw. auf den Kardan, fanden den Supermarkt und kauften all unseren Kram. Gut bepackt stand nur noch ein rund 16 km langer Aufstieg zum Rifugio an, 9 km davon auf geschottertem Weg mit tiefen und breiten Querfugen und für mich die erste wirkliche Erfahrung mit dieser Art von Schotterstraßen. Eine vollbeladene R 1200 GS ist vielleicht nicht das ideale Motorrad für sowas, aber mit etwas Geschick und theoretischem Wissen ging es dann doch ganz gut, auch wenn die „Profis“ teilweise mit doppeltem Speed an mir vorbei zogen. 😀
Während wir am Abend noch diskutierten wer denn überhaupt am folgenden Samstag versuchen wird den Col de Sommeiller zu erklimmen entschied ich für mich, dass ich es wenigstens versuchen werde auch wenn der Respekt davor riesengroß war und meine Erfahrung sowas betreffend gegen null tendierte, aber der Heidenau K 60 Scout und mein Kälbchen gaben mir dann doch genug vertrauen es zumindest angehen zu können. Oder um unseren Lieblingssatz des Wochenendes zu benutzen… „Wir sind doch nicht zum Spaß hier!“
Der Samstag war gekommen, die Sonne aufgegangen aber sie verstecke sich noch hinter dem Felsmassiv im Osten. Erst gegen kurz nach 9 kam sie hinter dem Gestein hervor und während 2 unserer Gruppe bereits den Col de Sommeiller bezwungen hatten, zumindest so weit es ging… eine Schnee-/Eisplatte machte etwa 200 Höhenmeter vor dem Gipfelplateu die Weiterfahrt unmöglich, machten sich nun die restlichen die sich trauten auf den Weg. Mit dabei auch moi.
Im Vergleich zum Aufstieg zum Refugio zeigte sich der Weg etwas rauer, gröbere Felsen hier und da die mit zunehmender Höhe mehr wurden. Meine Devise lautete so viel wie nötig im Stehen fahren, so viel wie möglich im sitzen und das Motorrad auf Zug halten, wenn sie rollt ist sie stabil und einen sicheren Halt im Stand zu finden ist bei dem Untergrund nicht immer einfach. Gesagt getan, und mit voller Konzentration waren auch ruck zuck die ersten Serpentinen bezwungen. Ein umgekippte GSA versperrte den Weg, also erstmal Pannenservice gespielt, sollte aber auch der einzige Zwischenfall bleiben und kurz darauf konnte meine Fahrt auch weitergehen. Es klappte bis zum ersten Plateau eigentlich sehr gut und ging immer besser… learning by doing und Anwenden von Tipps die ich auf YouTube gesehen habe… rückblickend vielleicht etwas verrückt, aber hey… passt schon. 😀
Wie sagte ein Mitreisender unserer Gruppe so schön, „Das Material kann es, es gibt keine Ausreden.“ Nun ist die GS mit ihren 240 kg sicher nicht die erste Wahl für sowas, aber ich war doch erstaunt wie gut sie das kann, denn es gab sehr viele die mit ihrer GS dort hochfuhren also ob sie das täglich machen. Auch einer unserer Gruppe mit einer R 1200 GS Adventure, die nochmal 20kg schwerer ist, zeigte was mit so einem Dampfer möglich ist und fuhr locker flockig an mir vorbei die Serpentinen hoch.
Ich fuhr nicht bis zum höchstmöglichen Punkt sondern blieb 2 Kurven drunter auf einem kleinen Plateau stehen, ich hatte blöderweise nichts zu trinken dabei und merkte bereits ein paar Höhenmeter zuvor das meine Konzentration nachließ und ich ja auch wieder runterkommen musste. Das Navi zeigte 26xx Höhenmeter und irgendwie bin ich doch Stolz auf mich. Der Plausch mit 2 Franzosen, einer davon mit einem alten Gespann, war zudem sehr unterhaltsam und im Laufe der Zeit gesellten sich noch 2 weitere hinzu. Darunter war ein alter Brite mit einer nur knapp jüngeren Norton deren 2 Krümmer als Motor- und Getriebeschutz dienten, sonst hätte die Ölwanne wahrscheinlich schon mehrere hundert Meter zuvor ein Loch gehabt. Sichtlich enttäuscht nahm er zur Kenntnis, dass es in diesem Jahr nicht möglich ist bis ganz hinauf zu fahren, nahm es dann allerdings sportlich und meinte „well, than i’ll have to try it again in 2017“.
Die Abfahrt zurück zum Camp verlief ohne Probleme und ich merkte wie ich sichtlich immer sicherer wurde und so konnte ich auch immer wieder den Ausblick während des Fahrens genießen, mahnte mich aber mehrmals dazu es jetzt nicht zu übertreiben und so verlief auch alles ohne negative Vorkommnisse, ohne Umfaller und Kratzer am Motorrad.
Für Mittags hatten wir uns den Colle delle Finestre und die Assietta-Kammstraße vorgenommen, weitere rund 45 km geschotterte Wege doch zuerst trafen sich alle der Gruppe in der Pizzeria am Bahnhof in Bardonecchia, was etwas zu unserer Stammlokalität wurde… obwohl durchgehend äußerst schlechte Dance Musik und zu allem Überfluss auch noch richtig laut aus den Boxen dröhnte.
Da die ASK erst ab 17 Uhr öffnete hatten wir reichlich Zeit in der wir uns an Essen und einem entspannten Plausch erfreuten. Gegen 14 Uhr ging es dann aber dennoch los, denn der Finestre wollte zuerst erklommen werden. Die Strada Statale del Monginevro führte uns zurück nach Susa wo es dann ab Meana di Susa langsam aber sicher zum 2176m hohen Gipfel ging. Die letzten rund 9 km der Nordrampe waren geschottert aber kein großes Problem, die dickeren Felsen hielten sich auf dem Weg in Grenzen und der Boden war trocken und bot so ausreichend Grip.
Es war noch keine 16 Uhr als wir auf dem Gipfel des Colle delle Finestre ankamen, da aber einer unserer Mitfahrer mit dem Kühler seines Motorrades Probleme hatte, hatten wir auch noch genug Puffer um uns keinen Stress zu machen. Einige unserer Gruppe entschieden sich die ASK nicht unter die Räder zu nehmen und den Fahrer mit der lädierten Maschine zurück ins Camp zu begleiten, doch zuvor gab es noch gemeinsam Kaffee und Kuchen in einer Berghütte Abseits von allem, dem sogenannten L’Alpe Pintas, einem so wie ich es aufgenommen habe auf Nachhaltigkeit achtende Gastronomie, die die Milch der örtlichen Schafe, Ziegen & Kühe nutzt um leckere Speisen und Getränke anzubieten. Die Gaststätte war mir auf jeden Fall sehr sympatisch und auch die rumstreunenden Hunde vor Ort trugen dazu bei. Den tollen Ausblick auf knapp 2000m muss ich nicht extra erwähnen, oder?
Kurz vor 5 machten wir uns zum Einstieg der Assietta-Kammstraße, die Schranke war noch geschlossen und blöderweise standen 2 Autos direkt davor. Diese sollten für die ersten Kilometer auch erstmal ein Hindernis für uns sein, denn vorbeifahren an Autos ist nicht so ohne weiteres möglich, eigentlich nur auf den alle paar km kommenden, breiteren, Ausweichzonen. Während der Fahrer im ersten PKW merkte, dass er für uns dahinter eher ein Hindernis ist zog der Land Rover Fahrer dahinter doch erstmal am Auto vorbei und hatte wohl vor, vor uns zu bleiben bis wir durch mehrfaches Hupen unsere Lage scheinbar verdeutlichen konnten. So fuhr er schließlich doch noch rechts ran und ließ uns endlich vorbei… wir hatten die ASK nun endlich alleine vor uns… zumindest die vorderen unserer 5er Gruppe, ich am Ende schluckte den Staub der anderen auf der sehr trockenen Piste und musste bei jeder kleinen Pause meine Brille zumindest grob vom Schmutz befreien und das, ohne sie zu verkratzen. Die 35 km lange Strecke war für mich aufgrund einiger Faktoren sehr herausfordernd, auf Dauer merkte ich dann doch das Tourenstiefel nicht wirklich geeignet sind um längere Strecken im Stehen zu fahren, zumindest wenn der Untergrund so holprig ist wie im Fall der Assietta, die Sommersporthandschuhe waren auch alles andere als ideal um Grip an den Griffen zu generieren, durch den vielen Staub konnte ich einige Felsen auf der Strecke erst sehr spät erkennen und bei einer Überfahrt schlug mir der Lenker an den Daumen was etwas schmerzte und zu guter letzt konnte ich nicht mein Tempo fahren was mir besser gelegen hätte, das habe ich aber erst gegen Ende herausgefunden, das schneller nicht unbedingt auch anstrengender sein muss, die letzten Kilometer konnte ich dann sogar richtig genießen. Nunja, Versuch macht kluch… und die Assietta Kammstraße werde ich definitiv noch einmal unter die Räder nehmen müssen, dann auch mit besserem Equipment!
Zusammengefasst war es dennoch ein unglaubliches Erlebnis für mich und hat Spaß auf mehr gemacht. Mehr sollte auch eigentlich noch folgen, denn die Ligurische Grenzkammstraße war ebenfalls eingeplant, da mein Mitfahrer aber jener mit der defekten Kühlung war entschied er sich verständlicherweise lieber dafür das Motorrad irgendwie nach Hause zu bringen. Einerseits natürlich sehr schade, andererseits läuft die LGKS auch nicht weg, und vielleicht habe ich vor dem nächsten Versuch dann auch endlich mal das Enduro Training in Hechlingen hinter mir und weiß besser was ich da eigentlich tue auf solchen Schotterwegen.
Über Sestriere und Cesana Torinese ging es aufgrund einer Oldtimer Veranstaltung etwas zäh zurück nach Bardonecchia, Abendessen beim Italiener, nochmal schnell eine richtige Toilette benutzt und wieder hoch ins Camp, welches wir erschöpft aber glücklich fast pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten.
Punkt 12 Uhr Nachts feierten wir den Geburtstag einer unserer Mitfahrer, verkrochen uns dann aber doch recht schnell entkräftet in unsere Zelte.
Während für viele am Sonntag schon die Heimreise anstand, plante ich meine Weiterreise alleine, wie aber erwähnt ohne die LGKS… Col de la Bonette und Co, die Cote d’Azur und die Verdonschlucht wollte ich mir allerdings nicht entgehen lassen wenn ich schonmal in der Ecke unterwegs bin. Genau für den Fall hatte ich Zuhause auch schon Alternativ Routen geplant und die nahezu 1:1 übernommen. Ich bewunderte ein letztes mal den tollen Sternenhimmel und mummelte mich dann in meinen Schlafsack, der mich bei nächtlichen Temperaturen um die 5° wohlig warm hielt.
Als ich am Sonntag aus meinem Zelt schlüpfte waren die ersten bereits auf dem Weg, wir restlichen warteten erstmal die Sonnenstrahlen über der Kuppel ab um auch unsere Zelte nicht ganz so feucht wieder einpacken zu müssen. Ganz gemächlich verstauten wir unseren Kram und verließen gegen halb 11 das Camp Richtung Stadt, zu diesem Zeitpunkt begann auch langsam der offizielle Teil des Treffens, der traditionelle Aufstieg auf den Col de Sommeiller den wir ja bereits am Vortag mit weniger Betrieb angingen. War auch glaube ich ganz gut und sollte ich die Stella mal wieder besuchen würde ich wahrscheinlich sogar bereits Samstag Nachmittag abreisen um dem Trubel zu entgehen.
Im Tal trennten sich unsere Wege, meine Route führte mich gen Westen über den Col du Montgenèvre zurück nach Frankreich und in ein Restaurant in Briancon mit Blick auf das UNESCO Welterbe der Festungsanlagen. Es gab erstmal ein Portion Linguine Carbonara bevor sich mein Kälbchen weiter zum Col de l’Izoard bewegte, es folgte Risoul, der Col de Vars und der 2802m hohen Cime de la Bonette.
Vorbei an Isola kam ich dem Mittelmeer näher, doch zuvor fuhr ich entlang der Schluchten der Route de la Vesubie (in denen mich beinnahe ein Bus über die Klippe drängte) und die engen Straßen über den Col de la Porte, Col St-Roch und Col de Savel welche eine tolle Alternative zum Col de Turini sind. Es bot sich ein toller Blick auf Coaraze doch weil ich spät dran war, war keine große Zeit für eine Pause. Das Hotelzimmer mit Dusche und Toilette wartete schon auf mich in Contes, wenige Kilometer weiter.
Es war Sonntag, Tag des EM Finales zwischen Frankreich und Portugal, das Hotel war eine Villa wie man sie aus dem Film kennt, mit geschotterter Zufahrt und Wendekreis vor dem Eingang. Ich war scheinbar der einzige Gast und mit dem Mann, der mich empfing, konnte ich mich kaum verständigen. Da aber vorab gegen Mittag reserviert war, war im Prinzip auch alles klar soweit. Wenig später erschien der vermeintliche Chef des Hotels… er fuhr im Porsche vor und erinnerte von seiner Kleidung an einen Mafiaboss. Das wirkte wirklich alles sehr dubios und ich hatte schon Angst das sie mir in der Nach irgendwelche Organe rausnehmen, aber aufgrund der Ruhe und fehlenden Gäste nahm ich erstmal ein Bad im großen Pool hinter dem Restaurant. Die Zeit während des Finales nutzte ich die komplett freien Straßen im Hinterland um noch etwas die Fußrasten anzuschleifen. Das machte viel Spaß und wirkte etwas surreal, fast wie eine Zombieapokalypse. 😉
Ich habe die Nacht überlebt und fand keine Narben an meinem Körper… ein gutes Zeichen nach dem Wach werden. Das „Frühstück“ war allerdings wirklich übel, als einziger Gast bekam ich 2 Croissant vom Vorvortag, zumindest schmeckte das eine so und dazu gab es Nutella und Konfitüre. Die Nutella war kurz vor dem Ablaufdatum was für ein Hotel auch eher unüblich ist… scheinbar läuft es nicht ganz so gut, was aber nicht am Hotel selbst liegen kann, nunja egal.
Cote d’Azur, Mittelmeer, Nizza… so sah mein erster Zwischenstopp des Montags aus. Bereits gegen kurz vor 10 hatte es unangenehme 32°, etwas neben mir stehend vergaß ich zudem mein Handy im Koffer des Motorrades und so konnte ich keine Fotos vom Parc de la Colline du Chateau machen, was mich doch etwas frustet. Ich kann es leider nicht mehr ändern, genoss den Moment einfach für mich und machte mich nach dem Abfeuern der Kanone gegen kurz nach 12 wieder auf den Weg zum Motorrad um die Stadt in Richtung Verdonschlucht zu verlassen.
Über den Col de Vence près Vence verabschiedete ich mich wieder ins Hinterland, nach dem Col de Siron wollte ich mein Motorrad auftanken, da die Restreichweite nur noch 45km anzeigte. Ich traf allerdings nur auf eine stillgelegte Zapfsäule mit dem Vermerk dass sich die nächste Tankstelle im 20 km gelegenen Castellane befindet. Zum Schweiß durch die Hitze paarte sich etwas der Angstschweiß und die bange Frage wie genau denn die Anzeige der R 1200 GS wohl sein möge. Mit meiner F 800 R blieb ich nämlich mal mit einer Restreichweite von 70 km liegen. Aber es verlief alles prima, 30 km stand auf der Anzeige an der Tankstelle in Castellane, auch ich gönnte mir erstmal 1L Wasser und benutze auch gleich noch die Waschbox der Tankstelle um den Dreck der Stella und Assietta etwas von der GS zu waschen.
Nun sollte endlich die Verdonschlucht folgen und wenn ich ehrlich bin hatte ich die am Anfang meiner Tour noch gar nicht auf dem Zettel. Erst als ich jemand als Mitfahrer für die LGKS suchte kam die Idee auf danach eben noch die Verdonschlucht zu besuchen. Ich hab dann mal gegoogelt und schon nach den ersten Bildern war klar das ich da dabei bin!
Da mein Mitfahrer ausfiel hielt mich das allerdings nicht davon ab die Schlucht alleine zu erkundschaften. Von Castellane im Osten kommend baute sich die Schlucht immer mehr vor einem auf und ich entschied mich für die Nord Seite und die Route de Cretes, die extra für Touris gemacht wurde und etliche Aussichtspunkte bietet. Einfach ein umwerfendes Erlebnis zu sehen was die Natur hier geschaffen hat. Entlang der D952 ging es über den Col d’Ayens dann langsam hinunter zum Lac de Saint Croix, der mit seiner herrlichen hellblauen Farbe einen tollen Kontrast zu den grau, weiß, braunen Felsen der Schlucht bietet. Ich nutzte dann auch die Gunst der Stunde um mich im See bei fast unangenehm heißen Temperaturen kurz abzukühlen und gönnte mir zusätzlich ein Eis.
Ein Blick auf das Regenradar zeigte allerdings, dass gegen Abend mit Regen und Gewitter zu rechnen sei. Ich entschied daher mir für Abends erneut ein Hotel zu suchen welches ich in Tallard fand.
Eigentlich war vorgesehen die letzten beiden Tage Alpe d’Huez, Grenoble und Lyon zu besichtigen, allerdings sagte der Wetterbericht nur Regen voraus und so suchte ich dann doch eher den direkten Weg nach Hause mit einer letzten Hotelübernachtung in Besancon. 3/4 des Tages regnete es, manchmal fand aber auch die Sonne ein Loch in den Wolkendecke, diese Momente nutze ich dann immer um einen kurzen Stopp zu machen und mich mal zu schütteln. Richtig Spaß gemacht hat der vorletzte Tag leider nicht und auch Tags drauf sollte sich da leider wenig ändern. Aber Regen gehört auch dazu.
Die letzten 380 km dümpelten so vor sich hin, als etwa 30km vor der deutschen Grenze plötzlich die Sonne heraus kam und auch bis zum Abend nicht mehr verschwand. Ich entschloss mich noch einen letzten Futterstopp einzulegen und entscheid mich ganz franz. traditionell für Burger und Crepes… so nahm die Reise doch noch ein schönes Ende, denn beides war richtig lecker und das Restaurant ist von mir Zuhause auch nur knapp 70 Minuten entfernt, also durchaus möglich dass ich dort nun öfter mal hinfahre.
Alles in allem waren es fast 2600 km in 8 Tagen, der Heidenau K60 Scout bot bei allen Umständen genug Vertrauen, selbst im Regen hatte ich nie ein unsicheres Gefühl. Ich habe hiermit wohl meinen perfekten Reifen gefunden… auch auf meine BMW bin ich stolz die alles ohne Murren überstand… auch ich hab bis auf ein paar leichte Rückenschmerzen die Tour ganz gut überstanden und fand auch das Camping eine tolle Sache und eine prima Alternative wenn man vorab eben noch nicht so sicher ist wo man denn nächtigen wird und wie weit man fahren wird. Die Synmat 9 LW ist super bequem, mein Schlafsack war von Temperaturen um die 5° bis hin zu über 30° brauchbar und auch das Zelt war immer dicht und ließ keine Feuchtigkeit von außen herein. Die Ortlieb und Sea to Summit Packsäcke als auch die Rokstraps bieten keinen Anlass für Klagen und Verbesserungen, prima Zubehör!
Gefühlt war der Urlaub eine Woche zu kurz, an vielen Orten bin ich aus Zeitmangel einfach vorbei gefahren, aber mehr war dieses mal einfach nicht drin. Dennoch hat es dazu gereicht auch wieder ein paar Menschen vor Ort kennen zu lernen und ein „je ne parle pas français“ hilft in den meisten Fällen die Gesprächspartner zu Englisch oder sogar Deutsch zu überreden. Zumindest im Osten und Süden sind die Franzosen denen ich begegnet bin sehr freundlich und hilfsbereit gewesen, das kenne ich aus dem Norden teilweise auch etwas anders. Ich kann mir durchaus vorstellen eine ähnliche Tour noch mal in Angriff zu nehmen, habe das Gefühl zu viel nicht gesehen zu haben… aber okay, das habe ich eigentlich nach jedem Urlaub.