Teneriffa – The Teide is high

Die Überlegungen wie ich meine restlichen Urlaubstage des Jahres verbringe begannen im August. Nach meinen ganzen Touren dieses Jahr standen immerhin noch 7 Tage auf meinem Urlaubskonto und ich schwankte zwischen 4 Tage Edinburgh Ende August zur Festivalsaison, oder aber für eine Woche im Dezember auf eine warme Insel zum Motorrad fahren. Für Edinburgh waren meine Planungen leider schon viel zu spät dran, fast die gesamte Stadt war bereits ausgebucht und ein Hotel für 200 €/Nacht wollte ich mir nicht gönnen.

Es lief also alles auf eine Art Winterflucht hinaus, eigentlich war zuerst der Zeitraum um Weihnachten und Neujahr geplant. Aber wie ich feststellen musste wären da die Preise für Flug und Hotel ca. 20-25% teurer gewesen, von dem größeren Trubel zu der Zeit mal abgesehen.
Als Ziel kristallisierten sich ganz schnell die Kanaren (~20°) raus, die Frage war letztlich nur Teneriffa oder Gran Canaria. Nach Recherche im Netz fand ich dann mehr Argumente für Teneriffa. Die Suche nach Hotel und Flug ergab dann 8 Tage Anfang Dezember mit Unterkunft in Puerto de la Cruz, was ich bereits im September buchte.

Meine konkreten Planungen für den Urlaub begannen im November, auch die Wahl des Motorrades. Eine Kawasaki Versys 650 wäre aus rationalen Gründen wahrscheinlich die beste Wahl gewesen, aber ich wollte mal etwas anderes. Mas que Motos Tenerife in Puerto de la Cruz hat neben besagter Kawasaki auch die Yamaha Tracer 700 und BMW F 700 GS im Programm, aber eben auch diverse Royal Enfield Modelle. Meine Augen wurden größer, denn eine Continental GT wollte ich schon immer mal fahren, aber Händler gibt es hier bei uns scheinbar nur wenige. Also habe ich die Gunst der Stunde genutzt und mich entschieden die RE zu mieten, eigentlich hätte ich 2 Tage mit ihr geplant und 2-3 Tage mit der Versys, aber das wäre unnötig teurer geworden, so buchte ich also 4 Tage mit der Continental… 190 kg, 535ccm, 1 Zylinder, 30 PS, 44 Nm. Entschleunigung war angesagt!
Für die restlichen 3 Tage musste ich mir noch ein Programm überlegen, aber das war schnell gefunden! Rund um das Teide Observatory ist ein ausgewiesenes Lichtschutzgebiet, der Mond stand zum Anfang des Monats auch günstig also war klar die Spiegelreflexkamera muss mit! Leider gab es keine Führungen im Observatorium selbst, musste ich mich also mit dem Knipsen begnügen. Wenn schon die DSLR für Sternenfotos im Gepäck ist dann würde ich mich auch meiner 2. Fotoleidenschaft widmen, der Nachtfotografie. Da ich eh schon die passenden Objektive dabei hatte entschied ich mich auch den Loro Parque zu besuchen, ein Tierpark mit dem unter anderem weltgrößten Pinguinarium… für mich als Pinguin-Fan sowieso ein muss!
Am letzten Tag wollte ich dann einfach nur am Strand relaxen, wo würde ich mich dann vor Ort entscheiden.

Endlich war der Tag gekommen, es ging los und die Temperaturen um die 5° in Deutschland ließen meine Vorfreude noch größer werden. Da mir Ryanair keine konkrete Aussage zum Thema Motorradhelm als Handgepäck geben konnte entschied ich mich für einen Seesack als 15 kg Gepäckstück in dem ich den Helm sicher geschützt deponieren konnte. Das funktionierte auch problemlos und Handgepäck alleine hätte mir wahrscheinlich eh nicht gereicht. Die Motorradstiefel zog ich während des Fluges an, die restlichen Klamotten befanden sich allerdings auch im Seesack. Räumlich wäre noch Platz gewesen, aber mit 14,8 kg war das Gewicht fast ausgereizt.

Ich flog wie erwähnt mit Ryanair, von Frankfurt-Hahn (HHN) nach Teneriffa Süd (TFS) dauerte der Flug knapp 4 Stunden und 20 Minuten die ich mir mit Podcast hören vertrieb. Ich hatte mir im Vorfeld je einen Platz mit viel Beinfreiheit reserviert was eine sehr gute Idee war (wenn ich da an den Flug nach Edinburgh denke).
Bei der Personenkontrolle wurde ich, natürlich verdachtsunabhängig, zur Seite genommen. Drogen und Sprengstoff Test wurden gemacht, negativ selbstverständlich.

 
 

In Teneriffa angekommen merkte ich schnell, dass lange Hosen, Pullover, Jacke und Motorradstiefel für das Wetter etwas zu warm sind aber auf der Toilette umziehen war dann doch keine Option für mich… naiv wie ich bin dachte ich mir, dass ich gleich im Mietwagen sitze und da sowieso die Klimaanlage anmachen könnte bis zum Hotel. Mit Seesack und Handgepäck spazierte ich zum Europcar Stand und sah mehrere Angestellte die wild und unkoordiniert versuchten die Kunden abzufertigen. Systemausfall der Computer wie ich kurz drauf vernahm. Als ich an der Reihe war wurde mir gesagt, dass aktuell kein Auto der Golf Klasse verfügbar sei (ca. 2 Monate vorher gebucht), sie mir aber einen Fiat 500C anbieten könnten, wäre natürlich günstiger und Automatik. Ich bin zuvor noch nie Automatik gefahren und verneinte zuerst, die Mitarbeiterin machte dann aber ein wirklich gutes Angebot und meinte auch, aufgrund des Ausfalls sei es ihr momentan nicht möglich ein anderes Auto herauszugeben. Nun denn, wie schlimm kann es schon werden dachte ich und nahm Mangels Engagement mir bei einem anderen Vermieter was zu suchen den kleinen italienischen Flitzer, wobei Flitzer sollte es nicht so recht treffen.

Der Seesack passte ganz knapp in den kleinen Kofferaum des Cabrios und immerhin hatte das Infotainment System Android Auto, so konnte ich direkt Google Maps zur Navigation zum Hotel benutzen und meine Musik hören. Vom Flugplatz im Süden zum Hotel in Puerto de la Cruz waren es 60 Minuten über die U-förmige Autobahn, was schwimmend im Verkehr auch problemlos funktionierte. Dem Fiat fehlte es aber deutlich an Leistung und das Automatikgetriebe konnte sich bei den ganzen Gefällen und Steigungen nie so recht entscheiden welchen Gang es nun einlegen soll. Das nervte etwas, sollte aber noch schlimmer werden im Laufe des Urlaubs.
Ein Rechtsfahrgebot scheint es nicht zu geben oder es interessiert keinen, hat mich anfänglich etwas verwirrt, aber die Kanaren fahren vergleichbar mit den Amerikanern auf den Highways.
Endlich im Hotel angekommen klappte der Check-In binnen 5 Minuten, mittlerweile war es schon kurz nach 18 Uhr und es dämmerte. Nachdem ich den Schrank eingeräumt hatte genoss ich kurz die Aussicht aus dem Hotelzimmer und suchte mir dann per TripAdvisor ein Restaurant.

Ich schnappte mir die Kamera und fuhr in die Stadt, gefühlte 10 mal falsch abgebogen trotz Navi aber letztlich doch am Ziel angekommen, das hieß allerdings noch lange nicht auch einen Parkplatz zu haben. Die Situation in Puerto de la Cruz ist chaotisch, selbst Anfang Dezember wenn noch relativ wenig Tourismus in der Stadt ist. Irgendwann fand ich dann ein Plätzchen, immer drauf bedacht den Mietwagen nicht in eine missliche Situation zu bringen.
Am Plaza Benito Pérez Galdós fand ich das Restaurant und mittlerweile hatte ich auch echt Hunger. Es war gut gefüllt, aber erfreulicherweise war noch ein Platz für mich frei. Nach der Stärkung schlenderte ich durch die Gassen Puerto de la Cruz‘ und zückte meine Kamera. Das tägliche Schrittziel war längst erreicht und pendelte sich bis zum Hotel bei rund 16000 Schritten ein, genug für den ersten Tag!

 
 
 
 
 
 

Der zweite Tag startete mit dem Frühstück, typisch touristisch ausgerichtet was mir an „Hotel Urlauben“ auch nicht so recht gefällt. Die Insel ist (mittlerweile) sehr geprägt von den deutschen und englischen Auswanderern/Urlaubern. Das Frühstück war zweigeteilt, links Wurst, Käse, Marmelade, Brötchen, gekochte Eier… rechts beaked beans, Rührei, Speck, Würstchen & Toastbrot, typisch spanisch eben 😉
Auch das Bummeln durch den Supermarkt, was ich auf Reisen sehr gerne mache, war eher enttäuschend, deutsche Maggi Produkte und britische „Spezialitäten“ standen zum großen Teil in den Regalen. Also schnappte ich mir nur 2 Flasche Teide Quellwasser und machte mich endlich auf den Weg zum nahegelegenen Loro Parque.

Bevor jetzt kritische Stimmen zum Thema Tierpark kommen… Ja, ideal ist ein Tierpark für die Tiere nie! Aber der Loro Parque darf auch nicht mit Tierparks/Zoos verglichen werden die ihre Tiere „nur“ zur Schau stellen. Der Park hilft unter anderem auch kranken Tieren und unterstützt mehrere Umwelt- & Tierschutzprojekte weltweit mit jährlich 1,2 Mio US$.

Der Eintritt kostet 34 €, das Parken direkt vor Ort nochmals 4 €… klingt vielleicht viel, aber ich empfand es durchaus angemessen. Wer noch einen Besuch des Wasserparks im Süden plant kann sich auch ein vergünstigtes Kombiticket kaufen, kam für mich aber nicht in Frage.
Der Park ist sehr schön angelegt, man streift durch die Palmenlandschaft von Attraktion zu Attraktion und neben den Wegen befinden sich die unzähligen Papageiengehege, mit denen mal alles anfing, daher auch der Name Loro (Papagei).
Es gibt mehrere Verpflegungsstände, vom kleinen Snack bis hin zum richtigen Restaurant, als nettes Nice to have bietet der Park nahezu an jeder Stelle kostenloses WLAN.

 
 
 
 
 

Meine erste Anlaufstelle war „Planet-Penguin“, dort konnte man im ersten Gelände Humboldt-Pinguine bestaunen, im zweiten, riesigen Gelände dann unter anderem Königspinguine und weitere Pinguinarten. Das größere Gelände umfährt man auf einem Laufband was knapp 10 Minuten dauert und so einen Blick auf jede Stelle zulässt. Auf einer Zwischenebene befinden sich Sitzgelegenheiten auf denen man verweilen kann und auf denen Dokumentationen zu verschiedenen Tierarten zu sehen sind. Mich zog es zum Ende des Tages ein zweites Mal hin und meine Faszination gegenüber diesen Tieren wurde noch größer.

 
 
 
 

Die „Orca-Show“ war mein 2. Hauptziel auf dem Rundgang durch den Park. Ihr steh ich am kritischsten gegenüber und so ein richtig wohles Gefühl hatte ich dabei auch nicht. Dennoch war es beeindruckend zu sehen was Tiere und Menschen zusammen auf die Beine/Flossen stellen. Ich hätte mir Orcas tatsächlich auch etwas größer vorgestellt, aber es sind nun mal keine Blauwale die 6-7mal größer sein können.

 

Das „Acuario“ ist überwältigend! Was Fische angeht bin ich eher desinteressiert, aber was hier gebaut wurde und ausgestellt ist, ist wirklich sehr beeindruckend. Die Riffs, die Unterwasserwelten, der Unterwasser-Tunnel in dem man unteranderem von Haien und Mantas umschwommen wird, wirklich gigantisch und sehenswert!

 

Die Delphin und Seelöwenshows habe ich mir geschenkt, sie lief nämlich immer dann wenn ich gerade wo anders war.
Wer auf Teneriffa ist, selbst wenn es im Süden ist, und sich halbwegs für Tiere interessiert sollte einen Tag einplanen und den Park in der Nähe von Puerto de la Cruz besuchen. In gut 6-8 Stunden hat man auch alles gesehen, es lohnt sich definitiv! Für Familien mit Kindern erst recht!

Nach guten 6 Stunden verließ ich den Park, schließlich wollte ich ja Milchstraßenfotos machen und zum Anfang des Urlaubes war gerade Neumond, die Gegebenheiten also theoretisch äußerst günstig. Die Wolken über Puerto Cruz versprachen allerdings wenig Erfolg, meine Hoffnung dass auf über 2000m die Wolkendecke überwunden ist sollte allerdings auch enttäuscht werden. Bevor es hinauf zum Cañadas del Teide ging suchte ich mir ein Restaurant, bewusst etwas Abseits des touristischen Einzuggebietes und fand auch tatsächlich ein etwas alternativ angehauchtes Cafe oberhalb von Puerto de la Cruz. Mit Deutsch und Englisch kam man nicht weiter und die Gäste schienen hauptsächlich Einheimische zu sein, also mussten meine zuvor gelernten Phrasen und Google Translate ausreichen, das funktionierte prima. Zum Essen bestellte ich mir ein Americano Sandwich und Pommes Frites nach Art des Hauses… es war brutal! Brutal viel und brutal lecker!

Nach dem Essen rief der Berg, die Kamera-Akkus geladen, die Objektive geputzt ab in den Fiat Zwerg und knapp 2200 Höhenmeter bezwungen. Die Fahrt zum Observatorium dauerte ca. eine Stunde und schon ab den ersten Kurven mit Steigung nervte mich die Automatik erneut. Erstmal den „Eco“ Modus deaktiviert, das sorgte für etwas mehr Spritzigkeit, dennoch war das Getriebe im Wechsel alle paar hundert Meter im 2. oder 3. Gang unterwegs, wenigstens hörte ich passend zum Nicken des Kopfes auch Rockmusik aber angenehm war es nicht. Ortsausgang Aguamansa hatte ich die Schnauze voll, Rechts ran und eine Pause gemacht. Gefühlt waren die 20 PS total überfordert und die Logik der Automatik (sofern überhaupt vorhanden) absolut nicht brauchbar für das Terrain auf Teneriffa. Das dies in einer normalen Stadt funktioniert glaube ich sofort, aber für die Insel komplett fehl am Platz und dämlich überhaupt solche Autos zu vermieten.
Während der Pause merkte ich dann, dass es auch einen manuellen Modus für das Getriebe gibt, zuvor waren mit schon die Schaltwippen am Lenkrad aufgefallen mit denen ich auch eingreifen konnte, aber ein paar hundert Meter weiter schaltete das Auto doch wieder wie es wollte. Im manuellen Betrieb hielt das Getriebe aber tatsächlich den selbst eingewählten Gang, damit waren die restlichen 20 km dann auch einigermaßen zu bewältigen. Ich konnte im 2. Gang bleiben und verlor auch keinen Schwung mehr.
Oben angekommen stellte sich dann wie gesagt heraus, dass auch hier die Wolken die Sicht zum Nachthimmel weitgehend versperren. Ganz umsonst wollte ich dennoch nicht die Fahrt auf mich genommen haben und suchte bereits passende Plätze für einen weiteren Versuch die Tage drauf. Bei 9° wartete ich noch knapp eine Stunde ob sich das Wetter verbessert, aber dem war leider nicht so. Ich vertrieb mir die Zeit mit surfen im Web (LTE Empfang) und einem IRN BRU, sowieso hat man überall auf der Insel perfekten Handyempfang mit vollem Speed. Die Abfahrt zurück ins Hotel fuhr ich mit offenem Verdeck und Heizung auf 30°, es kam mir bis Aguamansa kein einziges Auto entgegen und in La Orotava geriet ich zum Tagesabschluss noch in eine Verkehrskontrolle. „No hablo espanol“ sorgte dafür, dass ich nach kurzem Blick auf meinen Führerschein weiterfahren durfte. Etwas verwundert über das offene Verdeck wirkte der zweite Polizist.
 
 
Für die nächsten 4 Tage stand das Motorradfahren im Mittelpunkt, morgens gegen halb 9 machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Vermieter, die Strecke zog sich aufgrund des Höhenunterschieds doch etwas länger als gedacht, kurz nach 9 kam ich aber an und konnte wenig später auch die ersten Kilometer auf einer Royal Enfield abspulen. Nach einem kurzen Stopp im Hotel um Jacke und Rucksack zu holen ging es aufgrund der guten Wetterprognose in Richtung Norden. Hier hat man theoretisch das regnerischste Wetter der Insel, aber das Anaga Gebirge und den Playa de Benijo sollte man wenn möglich schon mitgenommen haben. In meinem Fall hätte ich sogar jeden Tag hinfahren können, einzig im Süden regnete es für einen halben Tag während meines Aufenthalts.

Die Tagestour war mit 210 km ausgiebig skizziert und wäre mit meiner GS problemlos möglich gewesen, auf der Continental GT allerdings merkte man direkt den Komfortunterschied und für die kommenden Tage musste ich unbedingt die Touren verkürzen.

Das Motorrad klingt wie ein Kart bzw. Aufsitzrasenmäher, die Sitzposition lässt mehr als 30 PS erwarten, aber auch die reichen aus um zu schnell zu fahren. Wie in Spanien üblich gilt max 90 km/h auf Landstraßen, 50 in Ortschaften und max 120 km/h auf der Autobahn. Landstraßen sind aber um bewohnte Gebiete auch gerne auf 60 begrenzt.

Die ersten Kilometer führten mich entlang der Küste nach Bajamar und zum Punta de Hidalgo, danach ins Anaga-Gebirge mit Abstecher in Almáciga und Benijo, wo ich bei den coolen Surfern am Strand eine Pause einlegte.

 
 
 
Vom Norden ging es zurück durchs Gebirge zum Mirador Las Teresitas oberhalb des gleichnamigen Sandstrandes der vor Jahrzehnten durch Sahara Sand überhaupt erst angelegt wurde und ein Kontrast bietet zu den sonst üblichen schwarzen Stränden der Insel. Vor dem Strand ankern unweit Frachtschiffe und eine Bohrinsel, ein sehr komisches Szenario.
 
 
 
Über Santa Cruz de Tenerife wollte ich parallel zur Autobahn TF-1 bis nach Arafo um dann die TF-523 hoch Richtung Teide zu nehmen, das stellte sich aber schnell als großer Fehler heraus. Bei 28° stand ich nämlich knapp eine Stunde im urbanen Feierabendverkehr. Für insgesamt 25 km brauchte ich somit fast 2 Stunden, eigentlich sogar noch länger wenn ich nicht einen Teil über die TF-1 abgekürzt hätte. In Arafo endlich angekommen ging es auf wunderschön kurvige 20 km den Berg hinauf. Hier kamen mir auch einige andere Motorradfahrer entgegen, wie ich später erfuhr ist dies auch DIE Motorradstrecke der Einheimischen. Leider passiert hier an schönen Wochenenden auch relativ viel. Die Temperaturen über 2000m lagen nur minimal über denen vom Abend zuvor und so war ich mit meinem Sommerhandschuhen nicht ideal ausgestattet.
Die Abfahrt nach Puerto Cruz war deutlich dynamischer als Tags zuvor mit dem Fiat, aufgrund des Staus kam ich zwar rechtzeitig vor der Dämmerung aber völlig erschöpft im Hotel an. 200 km auf der Royal Enfield sind vergleichbar mit 500 km auf der GS.
Nachts stürmte es mit Böen bis zu 130 km/h, dementsprechend sahen auch morgens die Straßen aus… Palmenblätter lagen überall rum und so verbrachte ich noch ein weiteres Stündchen im Bett des Hotels. Für den Süden war stellenweise Regen vorhergesagt, in den Norden wollte ich aber nicht gleich nochmal fahren. So wagte ich es gegen 10 Uhr in Richtung Westen zu starten. Punta de Teno wäre mein Hauptziel gewesen, aber die Strecke zum Leuchtturm ist (erneut) gesperrt Aufgrund mehrerer Hangrutschungen in der Vergangenheit.
Doch bevor ich das erfuhr cruiste ich zuerst nach Icod de los Vinos um den ältesten Drachenbaum zu bestaunen. Sein Alter liegt zwischen 600-1000 Jahren, genau kann man das wohl nicht ermitteln. Seit 1917 steht er unter Naturschutz und ist die Hauptattraktion des Parque del Drago.
Der Weg führte mich weiter nach Garachicco und zum Faro de Buenavista del Norte, beide Ziele waren aber eher enttäuschend, da hatte ich mir durch die Bilder auf Google mehr erwartet. Ich verlor auch wenig Zeit und wollte weiter zum Mirador Punta del Fraile und besagtem Punta de Teno, die Landstraße TF-445 war/ist aber ab Buenavista del Norte gesperrt. So machte ich vorerst Rast am Playa de la Arena nahe des Buenavista Golf Clubs.

Unterwegs geriet ich noch in einen kleinen Stau, ich konnte erst gar nicht erkennen was denn der Grund ist, dann sah ich einen ca. 1,5m hohen Felsbrocken halb auf Bordstein und Straße liegen, mein Blick nach oben ließ mich ganz schnell realisieren was passiert war. KRASS! Als ich endlich am Fels vorbei fahren konnte sah ich den Rest eines weißen Kotflügels hervorschauen. DA LAG EIN AUTO DRUNTER WELCHES VÖLLIG PLATT WAR!

 
Nach der Durchschnaufpause folgte das Teno Gebirge und die Masca-Schlucht, eines meiner fahrerischen und landschaftlichen Highlights neben dem Anaga Gebirge. Tolle Landschaft, tolle Kurven, das Wetter stimmte und ich kam ganz schnell in einen Flow der nicht aufzuhören schien. Die Royal Enfield lief sehr gut und ich hatte meinen Spaß, das Grinsen unterm Helm war riesig und ich wäre gerne ewig so weiter gefahren doch nach 20 km endete der Spaß in Santiago del Teide. Kurz vor Masca machte ich einen Boxenstop in einem urigen Cafe, auch hier kam ich nur mit gebrochenem Spanisch und gestikulieren zu recht.
 
Mein eigentlicher Plan war über Erjos zurück nach Puerto Cruz zu tuckern, aber da Punta de Teno flach fiel und ich realtiv früh dran war entschied ich mich kurzfristig um und nahm den Weg über den Teide zurück. So ganz ideal war die Entscheidung nicht, denn neben den bereits tiefen Temperaturen am Tag zuvor kam auch noch Nebel und leichter Regen hinzu. Nichts was mich wirklich nass machte trotz Motorrad-Jeans, aber klamm waren die Sachen dann doch, kalt war es natürlich auch. Die TF-38 fande ich aufgrund des schlechten Asphalts auch nicht so besonders toll zu fahren, rund um den Pico del Teide hielt sich meine Begeisterung aber auch in Grenzen. Erst ein Stop am Mirador llano de Ucanca heiterte mich wieder etwas auf. Die letzten Kilometer bis dorthin fuhr ich hinter einer Suzuki VanVan 200 hinterher, ein Biker der wie ich auch eher unpassend dem Wetter gekleidet war. Er fuhr ebenfalls zur Gesteinsformation ab und ich stellte mich auf dem Parkplatz direkt neben ihn. Man kam ins Gespräch, auf Englisch. Er, einheimischer Spanier, war den 2. Tag mit seiner neuen Suzuki unterwegs. Ich bot ihm an ein Foto von ihm und seinem Motorrad zu machen was er auch annahm. Kurz drauf hielt ein Auto neben uns, es war seine Frau und sein Kind die ihm mit dem Auto nachfuhren. Sie hatten Trinken und Essen dabei und prompt wurde ich zu einem kleinen Picknick eingeladen welches wir bei leicht einsetzendem Regen kurzerhand ins Auto verlegten. Der Niesel hielt aber nicht lange an und die Sonne kam heraus, sorgte für einen Regenbogen und für wärmere Temperaturen. Knapp eine Stunde später bedankte ich mich artig und verabschiedete mich in Richtung Hotel.
 
Bei meiner Ankunft in der Stadt war es noch hell und ich entschied mich noch eine Runde durch die Stadt zu drehen und irgendwo anzuhalten um etwas zu Abend zu essen. Mir sprang ein Italiener ins Auge der zudem Kundenparkplätze ausschilderte, da habe ich nicht lange gefackelt. Blöderweise öffnete er erst 30 Minuten später, aber ich schlenderte wartend vorbei an den naheliegenden Geschäften und Restaurants um mir die Zeit zu vertreiben. Das Warten sollte sich lohnen denn die bestellte Pizza und das Panna Cotta danach war erstklassig!
Zum Abschluss des Tages schoss ich noch ein paar Bilder vom Panorama El mirador.
 
Der Wetterbericht sagte für den kommenden Tag Sonne und Temperaturen um die 25° für den Süden voraus, also lag es auf der Hand wohin die Reise gehen würde. Da ich Abends erneut auf den Teide wollte um Sternenhimmel Fotos zu machen war ich schon bereits kurz nach Sonnenaufgang unterwegs.
Über Erjos de el Tanque lotste ich das indische Zweirad nach Acantilados de los Gigantes. Rund um Puerto de Santiago fühlte ich mich eher wie in England, an jeder Ecke finden sich Pubs, sogar Fish and Chips Restaurants und an den Häusern stehen Namen wie Miller, Jones, Hill oder Clark. Die Dominanz hat mich stark verwundert, dass Otto-Normal Touri/Auswanderer (nicht nur aus Deutschland) auch im Urlaub einheimische Gewohnheiten nicht ablegen will verwundert mich allerdings schon lange nicht mehr. Ich finde das persönlich sehr traurig, meiner Philosophie entspricht es eher das Land und die Menschen kennen zu lernen die ich besuche. Eine Reise sollte immer auch eine Bereicherung durch neue Erfahrungen sein.

“Wenn du die Speisen ablehnst, die Brauchtümer ignorierst, die Religion fürchtest und die Menschen meidest, bleibst du besser Zuhause.“ – James Michener

Die steilen Klippen Los Gigantes‘ sind beeindruckend, das drumherum wie gesagt ist mir zu viel Tourismus. Daher hielt es mich dort auch nicht all zu lange und die Route führte weiter entlang der Küste nach Playa San Juan zum Playa Abama. Dieser Strand liegt sehr abgelegen und ruhig am Fuße der riesigen Anlage des Abama Resort, welches sehr exklusiv aussah. Zum Strand gelangt man nur zur Fuß über eine ewig lange Treppe, per Bummelbahn die Serpentinen hinunter oder per Berg-/Talbahn, für den normalen Verkehr ist die Straße gesperrt und am Fuße in der schmalen Bucht befinden sich sowieso keine Parkplätze.

 
Adeje und Los Cristianos meidete ich als Tourihochburgen bewusst und nahm die Autobahn um schneller nach Granadilla zu kommen, wovon ich dann den Weg über Vilaflor zum Teide nehmen wollte. Vor allem der Teil der TF-21 bis Vilaflor war ein wahrer Traum, durch Baumwurzeln war der Asphalt manchmal etwas nach oben gedrückt aber im Großen und Ganzen doch super flüssig zu fahren, auch die restlichen Kilometer bis zum Boca Tauce sind sehr kurzweilig und lohnen sich in jedem Fall. Nahe Las Cañadas del Teide machte ich die letzte Pause des Tages, hier faszinierte mich die Landschaft schon Tags zuvor. So ähnlich stelle ich mir die Marsoberfläche vor.
 
Rechtzeitig zurück im Hotel zog ich mich schnell um, packte meine Fotosachen ins Auto und machte noch halt im Supermarkt und in einem Cafe um etwas zu futtern. Auf dem Weg nach oben musste ich leider feststellen, dass es nicht reichen würde vor Sonnenuntergang wieder auf dem Teide zu sein. Somit hätte ich eigentlich auch später losfahren können, denn Monduntergang war erst gegen 22:30 Uhr, ich aber schon gegen 19 Uhr oben. Zunächst ein paar Fotos mit Mond geschossen und mit einem anderen Fotografen vor Ort ins Gespräch gekommen, aufgrund meiner fehlenden Spanischkenntnisse kam aber nur ein kurzer Dialog zu Stande. Danach verkürzte ich mir die Zeit mit Podcasts bis zur fast totalen Dunkelheit.
Ich wohne in Deutschland auf dem Land und kann im Vergleich zu Menschen in den Städten Nachts schon relativ viele Sterne am Himmel erkennen. In Schottland auf Lewis & Harris konnte ich erstmals die Milchstraße mit bloßem Auge erkennen, das gleiche auch in Nordirland aber Teneriffa war nochmal eine Stufe dunkler als alles was ich bisher (nicht) gesehen habe. Einfach toll einen so prachtvollen Sternenhimmel zu bestaunen und den Verlauf der Milchstraße. Das kann jetzt wahrscheinlich nur noch die Atacama Wüste toppen… Chile ich komme! 😀
 
 
 
Glücklich und zufrieden kurvte ich zurück ins Hotel und fiel gegen 1 Uhr ins Bett!
Der letzte Tag mit der Continental sollte etwas entspannter sein, daher nahm ich nach dem Frühstück erstmal die Autobahn bis El Chorrillo unter die Räder von dort dann die TF-28 die ich bereits am ersten Tag fahren wollte aber aufgrund des Staus nicht dazu kam.
Die kurvige Landstraße läuft parallel zur TF-1 und macht einen Heidenspaß, in Güímar wollte ich mir die Pyramiden anschauen aber der Preis schreckte mich ab und hätte sich für 20-30 Minuten nicht gelohnt, das nächste mal dann mit mehr Zeit. Ich fuhr die TF-28 weiter bis nach Fasnia und dann die Serpentinen hinab nach Los Roques. Hier befindet sich in einer Bucht ein weiterer schöner kleiner Strand mit herrlich türkisem Wasser. Die Häuser an selbigem wirkten ziemlich verkommen, verlieh der Örtlichkeit aber ein gewisses Etwas. Die besten Zeiten scheinen hier in der Vergangenheit zu liegen.
 
Zurück nach Puerto de la Cruz sauste ich erneut über Arafo wo zwischen 1000 – 1400m der Nebel ziemlich dicht hing, umso schöner war es aber drüber hinaus von wohlig warmen Sonnenstrahlen begrüßt zu werden. Oben angekommen bog ich nicht Links Richtung Teide ab, sondern nach Rechts Richtung La Laguna, zuvor in La Esperanza führte mich meine Route aber nach Ravelo zur TF-5 und zurück zum Hotel bzw. zur Rückgabe der Royal Enfield, die ohne Beanstandung von Statten ging.
 
Auf dem Fußweg vom Vermieter zurück lag der Parque Taoro in dem sich auch ein Restaurant befindet was ich nutze um hier zu Abend zu essen. Ich entschied mich für kanarisches Schwein mit Kartoffeln. Der Park ist Überbleibsel des ersten Hotels in Puerto de la Cruz und Teil des Anfangs des Tourismus auf Teneriffa.
Für Fotos gab es dann auch noch ein paar Motive, der Blick auf die Stadt lohnt sich ähnlich zum Panorama el Mirador zu jeder Tageszeit.
 
Mittlerweile waren die letzten beiden Tage angebrochen die ich eigentlich mit etwas körperlicher Bewegung und Relaxen verbringen wollte. Richtig gute Mountainbike oder eher E-Fatbike Anbieter fand ich leider keine und die Touren waren mir entweder zu anstrengend und lang oder zu leicht und kurz, nichts für einen halben Tag das mir zusagte. So entschied ich mich dafür mir die Innenstadt von San Cristóbal de La Laguna anzuschauen, angeblich ist die sehr sehenswert. Aber entweder bin ich nur durch die falschen Gassen gelaufen oder die Stadt ist gar nicht so toll wie viele meinen. Für mich war es nichts besonderes und so hielt es mich auch nicht lange vor Ort.
 
 
Auf dem Weg zum Auto suchte ich mir ein neues Ziel, dabei fiel mir Mesa del Mar ein, ein Dörfchen an der Nordküste welches nur über steile und enge Serpentinen erreichbar ist, dann aber mit einem tollen Blick und Naturschwimmbecken entschädigt. Angekommen warf ich mich in die Badehose und schwamm ein paar Bahnen im großen von Meerwasser befüllten Becken.
 
 
Den Abend ließ ich im Restaurant des Hotels bei einem richtig guten Essen inkl. Desert ausklingen. Rinderfilet mit Champignons und Bratkartoffeln garniert mit flambierten Früchten der Insel und danach karamelisierter Apfelkompott mit Zimteis. *mjam mjam mjam*
 
Am Abreisetag genoss ich für eine längere Zeit ein letztes Mal den Blick aus dem Hotelzimmer Richtung Teide und mit etwas Wehmut packte ich meinen Seesack um mich langsam auf den Weg zum Flughafen zu machen.
In knapp einer Stunde war ich am Aeropuerto de Tenerife Sur und gab meinen mittlerweile doch etwas liebgewonnen Fiat 500C bei Europcar ab. Auch hier gab es keine Beanstandungen, die Kontrolle fiel aber auch sehr salopp aus… Auto ist da und vollgetankt, passt! 🙂
Für den Check-In war ich etwas früh dran, so suchte ich mir ein Plätzchen im Café und Dank kostenlosem WiFi auf dem ganzen Gelände konnte ich checken was ich die letzten Tage so verpasst hatte.
Bei der Sicherheitskontrolle erkannte ein Kontrolleur meine Dayonta Motorradstiefel und fing direkt ein Gespräch an, er fährt auch und wie ich es fand, wo ich überall war und wie lange. War mir zu dem Zeitpunkt gar nicht so recht da ich nicht so recht wusste wo ich denn nun hin muss zwecks Flugzeug, aber dennoch antwortete ich auf seine Frage und verzog mich dann Richtung Tafel mit den Abflugzeiten. Auf dem Rückflug flogen wir über Paris bei Nacht was wirklich toll aussah, leider machte das Handy keine brauchbaren Fotos davon und die DSLR wollte ich nicht extra aus der Tasche kramen.
Teneriffa hat viel Spaß gemacht und war eine tolle Abwechslung zum Herbst/Winter in Deutschland. Ich denke das war nicht der letzte Flug auf die Kanaren in Dezember oder Januar. Für eine richtige Reise war es mir aus genannten Gründen zu wenig, da müsste man ggf. vorher mal recherchieren wo wenig Pauschaltouristen unterwegs sind aber um Sonne im tristen Herbst-/Winteralltag zu tanken keine schlechte Idee. An Strecken gibt es noch einiges was ich nicht gefahren bin und Anaga, Teno, Arafo und Vilaflor gehen immer. Das waren meine fahrerischen Highlights der Insel.

Das nächste mal dann mit einem herkömmlichen Motorrad, Leistung habe ich erstaunlicherweise relativ selten vermisst, Komfort allerdings jeden Tag gegen Ende der Tour. Die rund 700-750 km in 4 Tagen waren mit der Royal Enfield Continental GT nicht ohne, dennoch könnte ich mir durchaus vorstellen dieses Motorrad öfter zu fahren.

Das Motorrad lief völlig problemlos, die Gasannahme im 2. Gang ist etwas ruppig was durchaus dafür sorgen kann, dass man die Linie verhaut wenn man nicht drauf achtet. Auf dem Bremssattel steht zwar brembo, aber bissig kann man sie nicht wirklich nennen, man muss schon ordentlich zupacken um die 190kg zu verzögern, dann klappt das allerdings doch ganz annehmbar. Die Hinterradbremse ist im Vergleich dazu sehr gut aber ohne die Gefahr das Motorrad zu überbremsen, lässt sich gut dosieren. Hält man die Royal Enfield in Schwung kann man damit prima durch die Kurven cruisen, die Sport Demon von Pirelli vermittelten auch zu jeder Zeit genug Vertrauen. Sicher kein perfektes Motorrad, für die 4 Tage zu der Eindrücken der Insel aber eine interessante Erfahrung!
 
 
 
 

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