Fjord Norwegen – Rückblick und Retrospektive

Wie schnell doch so ein Urlaub vergeht…

Knapp 4000 km in 17 Tagen + 5 Tage und 2400 km für An- und Abreise.
Hin und zurück war jeweils die schnellste Route über die Autobahn geplant, aufgrund von schlechtem Wetter machte ich aber aus den geplanten 2 Tagen 3 für die Anreise nach Hirtshals.

Übergesetzt bin ich von Hirtshals in Dänemark nach Langesund nach Norwegen. Die Fähre kostete knapp 50€ und ich hatte sie einen Tag vorher per Internet gebucht. Die Fahrt dauerte 4,5 Stunden und somit war ich gegen kurz nach 13 Uhr von der Fähre runter um die restlichen 190 km nach Oslo anzugehen.

In der Hauptstadt buchte ich 2 Übernachtungen auf dem Campingplatz, um mir einen Tag die Stadt und das drumherum anschauen zu können. Oslo ist eine schöne Stadt, aber am Verkehr teilnehmen macht dort keinen Spaß. Die Stadt ist eine einzige Baustelle und dadurch sind auch viele Umleitungen und Sperrungen vorhanden. Auch der Vorteil, dass man als Motorrad die Busspur mitbenutzen darf geht dadurch verloren. Parkplätze für Motorräder gibt es immerhin einige und sind über eine entsprechende Webseite abrufbar. Von diesen Parkplätzen kommt man eigentlich immer innerhalb von maximal 10 Minuten zu den in der Nähe liegenden Sehenswürdigkeiten, das ist also absolut okay. Neben der Stadt selbst lohnt sich auch ein Abstecher auf den Grefsenkollen und Ekeberg auf denen man eine tolle Aussicht über Oslo hat. Auch das Skisportzentrum am Holmenkollen ist ein Besuch wert.
Auf dem Campingplatz lernte ich einen Norweger aus Bergen kennen mit dem ich am ersten Abend 2-3 Stunden zusammengesessen habe und er mir viel über das Land erzählt hat. Am zweiten Abend luden mich 4 etwas ältere Amerikaner bzw. Kanadier zu sich ein. Wir saßen vor ihrem Wohnmobil und sie erzählten das sie früher selbst mit ihren Harleys in Nordamerika unterwegs waren und einer von ihnen norwegische Vorfahren habe auf dessen Pfaden sie nun das Land erkunden.

Als zweiter Zwischenstopp der Reise folgte Lillehammer, über die Nes Kirkeruin gelegen am Zufluss der Vorma in die Glomma, dem längsten und breitesten Fluss Norwegens. Bis auf genau diesen Ort ist diese Region Norwegens aber eher langweilig, zumindest das was ich so gesehen habe. Erst ab Hamar wird es wieder interessant, denn dort steht unter anderem eine der größten Eisschnelllaufhallen der Welt, „Vikingskipet“ genannt, welche im Rahmen von Olympia 1994 gebaut wurde. Aber auch die Domruine, die von einer Glas-Stahl-Konstruktion geschützt wird ist sehr beeindruckend. Die Kleinstadt Lillehammer selbst ist noch immer geprägt von den Winterspielen Mitte der 90er und es weht noch immer der Geist von damals durch die Sportstätten und Straßen.
Auf dem Campingplatz lernte ich 2 Vespa Fahrer kennen, die auf dem Weg zum Nordkapp unterwegs waren. Dazu gesellten sich zwei ältere Damen aus Bayern die mit ihrem Wagen auf dem Weg zu den Lofoten waren. Man plauderte über dies und das und Ruckzuck war es nach 12 und Zeit für die Heia.

Tags drauf ging es weiter Richtung Norden, doch Trondheim strich ich von der Liste aufgrund von schlechtem Wetter. Nichts desto trotz fuhr ich zunächst am Sohlbergplassen vorbei und schwenkte erst bei Oppdal nach Westen ins Sunndal – Tal wo ich mein Zelt aufschlug und nähe eines Wasserfalls übernachtete. (Kleine Anmerkung: Wasserfälle sind schön als Kulisse zum anschauen, wenn man Nachts schlafen will verflucht man sie!)

Nach einer sehr bescheidenen Nacht startete auch der folgende Tag blöd. Genervt vom Zeltnachbar und Wasserfall ging es auf das Motorrad. Tagesziel wäre eigentlich Ålesund gewesen, aufgrund eines ausgebuchten Campingplatzes und Zimmerpreisen jenseits der 190 € plante ich die Tour kurzerhand etwas um und fuhr über den Atlanterhavsvegen nach Molde um dann bei Tresfjorden auf dem Campingplatz zu übernachten.
Auf der Suche nach Futter fand ich nur eine Pizzeria in Molde und lernte, dass es in Norwegen der letzte Schrei ist sich zu seiner Pizza noch eine extra Sauce dazu zu bestellen. Ich hatte keine Ahnung und nahm Knoblauch. Die Bedienung meinte, dass würden wohl die allermeisten nehmen… mit Küssen wäre dann heute aber nichts mehr. Man kam ins Gespräch und sie fragte wo ich denn herkomme, wo ich schon war und wo ich noch hin will, ich meinte das ich hauptsächlich nach Norwegen gekommen bin um die Pizza hier zu probieren, da sie über die Landesgrenze hinaus bekannt sei… sie glaubte das zuerst und war total überrascht, kurz darauf klärte ich den Spaß aber auf.
Auf dem Campingplatz erzählte Abends ein junges norwegisches Pärchen von ihrem Trip nach Schweden von dem sie auf der Rückreise waren.

Da ich unbedingt nach Ålesund wollte und das am Vortag nicht geklappt hatte, ich aber am Abend eigentlich am Geiranger campieren wollte und über den Trollstigen dort hinfahren wollte nahm ich die ca. 120 km Umweg in Kauf und die Tagesetappe erhöhte sich auf über 300 km. Für ausgiebiges Sightseeing in der Stadt am Europäischen Nordmeer war daher keine Zeit, aber der Byrampen Aussichtspunkt musste auf jeden Fall sein. Auch wenn der Besuch nur kurz war, hat es sich gelohnt! Beeindruckende Kulisse und ein kurzer Schnack mit einem Deutschen AIDA Touristen ließen meine Stimmung steigen. Es ging zurück ins Inland zum Trollstigen und danach zum Geirangerfjord… eine atemberaubende Landschaft, bei der es mir noch immer schwer fällt das Gesehene in Worte zu fassen. Man muss es einfach selbst erlebt und gesehen haben. Dieser Tag war definitiv einer der Highlights des Urlaubs!
Auf dem Campingplatz lernte ich einen jungen Franzosen kennen, mit dem ich mich den halben Abend über Fotografie unterhielt und dann noch einen älteren Deutschen der mit Wohnmobil und Anhänger, in dem sein Motorrad verstaut war, im ersten von drei Monaten in Norwegen unterwegs war. Dieser machte mir Morgens nach dem Aufstehen auch einen Tee und servierte mir eine Zimtschnecke, nachdem ich in der Bäckerei keine mehr bekam.

Ich wollte am Morgen nach das kleine Städtchen Geiranger besichtigen, aber neben dem einen Kreuzfahrschiff welches bereits am Tag zuvor in der Bucht lag gesellte sich noch ein Zweites. Der Ort platze aus allen Nähten und die Touris wuselten mit ihren Renault Twizys die Serpentinen hoch und runter während die Schiffsdiesel den Fjord mit Hochnebel belegten. Ich entschied mich also dagegen und sah auf dem Navi eine Tagestour von 350 km vor mir. Also nichts wie los, durch den Mords Verkehr in den Serpentinen und überforderte Auto- und Wohnmobilfahrer machte ich aber nur langsam Kilometer.
Ziel des Tages war es auf jeden Fall Hoddevik zu erreichen, der Ort der vor Jahren mal ausschlaggebend war das ich mich für Norwegen interessierte (Nein, nicht die Fjorde, die Lofoten oder das Nordkapp) und wenn schon dort unterwegs dann auch das nahe gelegene Vestkapp (westlichste Punkt Norwegens auf dem Festland). Den Strynefjellsveg wollte ich überqueren, dieser war aber als einzige Straße in Norwegen noch geschlossen und konnte nicht befahren werden, dies bedeutete weitere 20 km zu der ohnehin schon sehr langen Etappe.
Nachdem ich ich aber auf die Straße 15 abbog konnte ich gut Kilometer machen. Es sind auf norwegischen Landstraßen zwar maximal 80 km/h erlaubt, aber die konnte man auch überwiegend fahren. Nach einem sehr langen Tag auf dem Motorrad übernachtete ich in Bryggja, da ich keine Lust mehr hatte das Zelt aufzubauen, in einer Hytte mit eigenem Bad.

Nach einem weiteren Besuch an der Atlantikküste wollte ich früh los, da eine weitere lange Etappe vor mir lag. Die Rezeption war aber nicht besetzt und ich wusste nicht wo ich den Schlüssel der Hütte platzieren sollte. Auch die Suche nach einem Briefkasten blieb erfolglos, somit rief ich die über Google Maps hinterlegte Nummer an und beim zweiten Versuch ging auch wirklich jemand ran. Wir vereinbarten einen Platz für den Schlüssel, aber das ganze kostete mich ca. eine Stunde und ich kam erst gegen 11 Uhr los.
Es ging Richtung Süden und dann entlang des Sognefjord, der mit 204 km längste Fjord Europas. Ein kurzer Abstecher am Jostedalsbreen, der größte europäische Festlandsgletscher, vorbei an unzähligen Wasserfällen um gegen Ende des Tages nahe Skjolden zu übernachten, dort wo sich einst der Philosoph Ludwig Wittgenstein zurückzog um große Teile seiner „Philosophischen Untersuchungen“ zu schreiben.

Am nächsten Morgen fuhr ich rauf zum Sygnefjell wo es Temperaturen unter 5° hatte, nach ein paar Fotos ging es dann schnell wieder zurück nach Skjolden entlang der östlichen Seite des Lustrafjordes nach Ornes.
Nach der Überfahrt mit der Fähre navigierte ich weiter Richtung Süden und durchfuhr dabei mehrere Tunnel. Mit dabei der mit 24,5 km längste Straßentunnel der Welt, der Lærdalstunnel, der nicht nur durch seine Länge sondern auch durch 3 Bereiche die mit einer besonderen Lichtinstallation hervorgehoben sind beeindruckt. Der unmittelbar anschließende Stegastein Aussichtspunkt belohnt mit einem wundervollen Blick über den Aurlandsfjord. Mein Zelt baute ich gegen Nachmittag am südlichen Ende des Meeresarm im kleines Städtchen Flåm auf, dort lagen erneut 2 Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Dennoch war relativ wenig los in der sehr auf Wikinger getrimmten Stadt. Der Ort ist auch der Heimathafen der „Future of The Fjords“, einem emissionsfreien Schiff, welches als „Prototyp“ für zukünftige Passagierboote und Fähren gilt.

Die mit 160 km relativ kurze Anreise nach Bergen sollte dafür sorgen, dass ich mindestens einen halben Tag Zeit habe für Sightseeing. Die Vorzeichen standen auch gut, denn in der regenreichsten Stadt Europas schien die Sonne bei herrlichen 25°. Blöderweise waren aber ca. 30 km vor der zweitgrößten Stadt Norwegens nur noch Baustellen und Geschwindigkeitsbeschränkungen, weshalb ich doch erst gegen halb 4 in der gebuchten AirBnB Unterkunft eintraf. Ich hatte mir ein Zimmer gemietet, da es die einzige Alternative war aus bezahlbar und schnell, ohne Motorrad, in der Stadt zu sein.
Die „Vermieterin“ war Spanierin, die in Bergen studiert und ein freies Zimmer ihrer Wohnung zur Verfügung stellt. Ich habe nach Ankunft schnell geduscht und bin mit der Metro in die Stadt, wo ich mich dann durch die Straßen treiben lies. Bergen ist eine dieser Städte die mir sofort gefallen haben. Das Hansaviertel Bryggen mit seinen Holzhäusern prägt genau so die Stadt wie der weitläufige Hafen, der in der Stadt gelegene Byparken oder die Einkaufsstraße Strandgaten. Diese Stadt ist definitiv ein Besuch wert! Leider war am Tag meines Besuches die Fahrt zum Fløyen aufgrund einer Konferenz nicht möglich und den Blick vom Berg Ulriken hat zeitlich auch nicht mehr in meine Planung gepasst. Vielleicht schaffe ich es irgendwann noch einmal in die Stadt, dann wird das auf jeden Fall nachgeholt.

Etwas wehmütig verabschiedete ich mich von meiner Gastgeberin und Bergen wieder in Richtung Inland. Wie schon tags zuvor war der Verkehr im Speckgürtel der Großstadt geprägt von Geschwindigkeitsbeschränkungen und somit sehr zäh.
Meine Route führte erst Richtung Süden nach Osøyro und dann eine ganze Weile am Ufer des Bjørnafjord nach Osten entlang. Über das Skicenter Eikedalen, vorbei am Steinsdalsfossen ging es dann für den Rest des Tages entlang des Hardangerfjords und seiner Seitenarme. Bevor ich mir in Odda aus Gründen der Faulheit erneut eine kleine Kabine gönnte machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Trolltunga Einstieg, aber ohne Wanderung ist da nicht wirklich etwas zu sehen. Schade! Auch der Blick über den Stausee etwas weiter oben hält sich in Grenzen.
Vor einer Baustelle, die für ca. 20 Minuten Standzeit sorgte kam ich mit einem Norweger ins Gespräch der ein wenig Deutsch konnte und total stolz war, das ich ihn auch verstand. Er fährt auch eine BMW und zeigte mir Fotos, außerdem erzählte er, dass er gerade dabei ist ein Fest im nahe gelegenen Ort zu organisieren und ich doch vorbeikommen soll. Dies wäre aber erst in 2 Tagen gewesen und hätte mein Zeitplan völlig durcheinander geworfen und so musste ich ihm leider absagen. Dennoch waren es kurzweilige 20 Minuten und wir hätten fast die Grünphase verpasst.

Am darauf folgenden Morgen kam ich nicht so wirklich aus dem Bett, was mitunter sicher auch an der sehr weichen Matratze lag. Ziel des Tages war der Campingplatz in Jørpeland und die am Vorabend geplante Route am Navi war plötzlich verschwunden, dummerweise bemerkte ich das erst als ich am Suldalsvatnet See war und nicht wie eigentlich geplant am Saudafjord. Ein Zurück hätten zusätzliche 90 km bedeutet, worauf ich keine Lust hatte und das Wetter sich auch langsam zuzog und hier und da Tropfen vom Himmel fielen.
Aufgrund des Wetters entschied ich mich auch gegen den Campingplatz und für die Turisthytta direkt am Einstieg zum Preikestollen. Der kleine Raum der aus Bett und Waschbecken bestand kostete 85€ die Nacht, aber da ich Sorgenfrei und gut ausgeschlafen in den nächsten Tag starten wollte erschien mir das eine gute Idee. Gegen Abend stellte sich raus, dass die Idee nicht ganz so gut war, denn das Haus war so hellhörig das ich die Gespräche der deutschen Gruppe über mir verfolgen konnte als säßen sie direkt neben mir. Nach 2 Stunden, gegen 12 Uhr, bin ich dann mal hoch und hab ihnen erzählt wie laut das untendrunter zu hören ist, danach war dann auch relativ ruhig und ich konnte schlafen.
Beim Einchecken kam ich mit 5 Dänen ins Gespräch, die auch mit dem Motorrad unterwegs waren und ebenfalls 2 Nächte buchten um am kommenden Tag den Preikestollen zu erwandern.

Der erste Tag mit richtig schlechtem Wetter, war natürlich der eine Tag an dem ich wandern wollte. Positiv gesprochen, für die Wanderung zum Preikestollen war das Klima perfekt, oben angekommen konnte man leider kaum die komplette Plattform überblicken. An einen Blick runter auf den Lysefjord war bei weitem nicht zu denken. Schade und dennoch beeindruckend.
Als ungeübter Wanderer hatte ich ja etwas Respekt. 2 Stunden für den einfachen Weg sind in den verschiedenen Karten angegeben, 650 Höhenmeter auf 4,5 km zu überwinden und das ganze auf felsigem Untergrund. Die 4 größeren Anstiege sind schon deutlich spürbar, aber alles in allem war es dann doch halb so wild. In 80 Minuten war ich oben und Pausen brauchte ich auch nicht wirklich, im Vergleich zu anderen Touristen hatte ich aber auch ordentliche Wanderschuhe dabei und auch einen Trinkrucksack und entsprechende Trekkingbekleidung.
Trotz des schlechten Wetters und Nebensaison war ordentlich was los, möchte das dann ehrlich gesagt an einem warmen Tag in der Hauptsaison nicht wirklich erleben. Was mir ebenfalls negativ aufgefallen ist war die Tatsache das hier und da Müll rumlag, Plastiktüten, Papier und Zigarettenstummel… es gibt Menschen unter uns die lernen es wohl nie 😦

Nachdem es am Vortag mit dem Blick auf den Lysefjord nicht wirklich geklappt hat entschied ich mich für einen Kurzbesuch in Stavanger, der auch deutlich länger hätte ausfallen können, aber sonst hätte ich die Fähre nicht bekommen um die kompletten 40 km des Fjords mit einem Cruise Ship 2,5 Stunden lang von Lauvvik nach Lysebotn zu befahren.
Das Schiff hielt immer wieder ein einigen Stellen und es wurden interessante Geschichten erzählt, so sahen wir z.B. eine Höhle die vor hundert Jahren von Gaunern benutzt wurde, einen Steilhang mit Ziegen, Seehunde sich in der Sonne räckelten und natürlich den Preikestollen und Kjerag von unten.
An Board lernte ich ein junges Pärchen aus Baden-Württemberg kennen, die seit 1,5 Wochen mit ihrem Multivan unterwegs waren, man tauschte sich etwas aus und traf sich gegen Abend noch auf dem Campingplatz.
Die Fahrt war beeindruckend da man die blanken und steilen Felsen direkt vor Augen hatte und den Kopf sehr weit nach oben neigen musste um überhaupt den Himmel zu sehen.
Beim Warten auf die Fähre kam ich am Imbissstand mit einer Frau aus der Slowakei ins Gespräch. Sie arbeitete im Imbiss, jetzt schon der dritte Sommer in Folge, und verdient in den 5-6 Monaten so viel Geld, dass sie den Rest des Jahres in der Slowakei davon leben kann. Sie meinte, dass sie hier so viel Geld verdient wie ein Manager in ihrem Heimatland und sie froh ist, dass es die EU gibt und sie Bekannte in Norwegen hat, die ihr die Chance ermöglichten. Solche Gespräche erden immer etwas, zeigen aber auch welch tolle Chancen ein offenes Europa bieten.
Beim Camping in Lysebotn gesellte sich ein schweizer Motorradfahrer zu mir, es war sein 2. Tag in Norwegen und er hatte schon jetzt ein Grinsen über beide Ohren. Ich habe ihm erzählt was ich bisher so erlebt hatte und irgendwann ging dann auch jeder in sein Zelt um morgens wieder fit zu sein.

Bereits am Vorabend hatte ich leichte Zahnschmerzen und war am Überlegen die Reise um 2-3 Tage zu verkürzen und direkt nach Kristiansand zu fahren. Die Zahnschmerzen waren nicht dolle, aber sie waren da und meist gehen die ja nicht von alleine weg. Ich entschied mich also die Südwestküste Norwegens zu überspringen und nachdem die Serpentinen zum Kjerag Restaurant bezwungen waren ging es weiter durch eine sehr bergige Landschaft. Über Sinnes ging es vorbei am wenig spektakulären Dorgefoss Wasserfall und schließlich stieß ich irgendwann auf die Europastraße 39 bei Flekkefjord und die restlichen rund 100 km zum Campingplatz nach Kristiansand gingen locker flockig vorüber. Die Fähre hatte ich am Morgen gebucht, bekam aber keine Bestätigung, dieser musste ich dann noch mehrfach nachtelefonieren bis ich gegen Abend die SMS mit Buchungsnummer bekam.
Zu allem Überfluss ließen auch tatsächlich die Zahnschmerzen wieder nach und waren gegen Abend gänzlich verschwunden.
Die Laune stieg ganz schnell wieder auf dem Campingplatz nachdem ich einen Düsseldorfer kennengelernt habe der ebenfalls mit seinem Motorrad die letzten Wochen in Norwegen unterwegs war. Wir haben uns gut unterhalten, unsere Erlebnisse ausgetauscht, dazu gesellte sich zwischenzeitlich noch ein älteres Ehepaar die gerade erst übergesetzt waren und denen wir mit vielen Tipps zur Seite stehen konnten.
Ich hatte im Zelt liegend noch kurz überlegt die Überfahrt am Morgen zu ignorieren und doch noch 2-3 Tage dran zu hängen, aber irgendwie bekam ich auch das Gefühl, dass es ganz gut wäre auch wieder Zuhause zu sein.

Der letzte Tag in Norwegen startete etwas verschlafen, wir mussten aber recht früh raus um den Check-In der Fähre nicht zu verpassen. Mirco, der Düsseldorfer vom Vorabend, half mir morgens mit der Motivation und wir fuhren auch zusammen auf die Fähre und quatschten während der Überfahrt weiter. Die nur 2,5 Stunden mit der Schnellfähre vergingen gefühlt noch schneller und bis kurz auf Höhe Hamburg fuhren wir auch zusammen in knapp 3 Stunden durch Dänemark. Während er am selben Tag noch nach Düsseldorf durchfahren wollte, legte ich erneut einen Übernachtung bei Hannover ein um die letzten 570 km der insgesamt 1250 km ab Hirtshals am nächsten Tag anzugehen. Eine Verschnaufpause nutzte ich um dem Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel einen kurzen Besuch abzustatten. All zu ausgiebig fiel der aber nicht aus.

Nach 22 Tagen war ich wieder Zuhause im Saarland. Geflutet mit tollen Eindrücken von atemberaubender Landschaft, wundervollen Städten, tollen Bekanntschaften und auch wenn ich froh war wieder im eigenen Bett zu schlafen hatte ich heute (2 Tage nach der Ankunft) wieder Lust auf ein Neues loszufahren.

Naja, der nächste (Kurz)Urlaub kommt bestimmt!

(Alle Fotos gibt es auf meiner Facebook Seite)

Was werde ich vermissen:

  • Die tolle Landschaft!!!
  • Tolle Städte wie Oslo, Lillehammer, Alesund, Bergen und Stavanger
  • Fast endlos kurvige Strecken
  • Die positiven Bekanntschaften die man immer wieder gemacht hat
  • Ampeln die gegenüber der Kreuzung stehen (wie in vielen anderen Ländern auch) und viel besser zu sehen sind wie bei uns
  • Kreisverkehre die funktionieren
  • Coke Zero Lemon
  • Funktionierendes, schnelles, Internet immer und überall

Was werde ich nicht vermissen:

  • Kreuzfahrtschiffe die Fjorde in Dunst legen
  • Auto- und Wohnmobilfahrer die mit Serpentinen überfordert sind
  • Das Essen
  • Die An- und Abreise über Dänemark die sehr eintönig verlief
  • Die vielen Baustellen und teilweise nicht nachvollziehbaren Geschwindigkeitsbeschränkungen (60 km/h) auf Landstraßen
  • Sommerlangläufer auf Landstraßen die hinter der nächsten Kurve auftauchen

Was habe ich gelernt:

  • Sonnenbrand kann man sich auch in Norwegen holen
  • Bargeld ist faktisch so gut wie abgeschafft, überall und auch die kleinsten Beträge werden hier mit Kreditkarte gezahlt
  • Mit „Jeg snakker ikke norsk, snakker du englisch eller deutsch?“ bin ich problemlos durch Norwegen gekommen.
  • Kulinarisch ist Norwegen kein Highlight
  • Essen (ca 20 € + für einen gewöhnlichen Hamburger), Trinken (ca. 4 € für eine kleine Cola), Benzin (ca. 1,6 €/l) und Unterkunft (ab ca. 60 € für eine kleine Hytte) abseits des Campens (ca. 15-20 €) sind sehr teuer
  • Mit der Camping App vom ADAC habe ich immer einen guten Campingplatz gefunden
  • Ende Mai bis Mitte Juni musste ich weder Unterkünfte noch Fähren vorbuchen
  • Elektromobilität ist in den Städten allgegenwärtig und ich empfand es aufgrund der Geräuschkulisse als angenehm. Wie ich lernen durfte ist die Elektromobilität enorm subventioniert, so fallen keine Import- und Verkaufssteuer an (zusammen ca. 30%), in den Städten dürfen Busspuren benutzt werden, das Parken auf öffentlichen Parkplätzen ist kostenlos und Strom nachladen ist für eine bestimmte Zeit nach Kauf an bestimmten Ladesäulen ebenfalls kostenlos.
  • In Norwegen gibt es viele Mautstationen die automatisch abbuchen, Motorräder müssen aber nur an manuellen Stationen bezahlen. Maut Stationen werden wieder abgebaut, wenn die Finanzierung der Straße abgeschlossen ist.
  • Auch in Norwegen sammeln Menschen Pfandflaschen aus den öffentlichen Mülleimern
  • Als Angestellte in einem norwegischen Imbiss verdient man so viel wie ein Manager in der Slowakei
  • Das alleine reisen das Beste ist was man tun kann!

5 Kommentare zu „Fjord Norwegen – Rückblick und Retrospektive

  1. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen von vor vielen Jahren. Richtig geniale Fotos: Besonders die Wasserfälle sind erstklassig! Danke für den tollen Bericht!

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  2. Wir waren zu der selben Zeit unterwegs, nur leider kürzer (9 Tage). Toller Bericht, Dein Fazit deckt sich zu 100% mit unserem.

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  3. Lieber NERDY.
    Ich danke dir, dass du mich an deinen wunderbaren Urlaubserzählungen teilhaben lässt. Da bekommt man richtig Lust seine 7 Sachen zu packen und direkt loszufahren um Norwegen kennen und lieben zu lernen.
    Behalte dir das unbedingt bei -> deine Enkel werden es lieben, ich spreche aus Erfahrung 😉
    Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Urlaubserzählung von dir!
    Alles liebe & bis bald,
    Sinja

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  4. Wow, ich bin richtig stolz auf Dich! Du machst es richtig und Deine Geschichte weckt auch in mir die Abenteuerlust. Mach‘ weiter so und erlebe die Schönheit der Erde.
    Alles Liebe Deine Mum

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  5. Danke für dein schönen Bericht, habe ein paar nützliche Infos gefunden, bin schon ganz heiß, in 13 Tage gehts für 2 Wochen los.
    Mit der Fähre nach Oslo, anschließend dem schönen Wetter folgend bis Trondheim und irgendwie zurück 😁

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