Auf der Suche nach der nächsten Reiseenduro

Die R 1200 GS ist Geschichte und in der Garage steht eine KTM 690 Duke R, die sich einsam fühlt. KTMs sind wohl Herdentiere, hat mir zumindest mein Händler erzählt und der wird das schon wissen 😉

03a84-20160709-20160709_150643

Ich hatte rund 2,5 Jahre und knapp 40.000 km Spaß mit der GS, das lässt sich nicht leugnen, nichts desto trotz hätte ich mir manchmal ein etwas geländegängigeres Motorrad gewünscht und diverse Fahrten nach z.B. Norwegen, Schweiz, Frankreich zeigten auch, dass 125 PS für den Solobetrieb auf Straßen mit einem Tempolimit von 80 km/h einfach totaler Quatsch sind (rational betrachtet). Selbst wenn ich mal Autobahn fahre überschreite ich die 130 sehr selten und das schafft man auch problemlos mit der Hälfte an Leistung.

Für 99% aller Fahrten war die GS sicher das perfekte Bike, manchmal auch einfach zu perfekt, andererseits merkte ich auch das ich meine Fahrten der GS anpasste. Schräglagen von > 40° die ich mit der Duke trotz schmäleren Reifen problemlos schaffe waren bei der GS eher selten der Fall.

So reifte der Gedanke, die GS zu verkaufen und statt einem 1:1 Ersatz auf 2 Motorräder zu setzen. Ein reines Straßenmotorrad das Kurvenspaß ganz tief in den Genen verankert hat und eine kleine, leichte Reiseenduro mit der man problemlos eine Anreise von 1-2.000 km durchziehen kann, dann aber auch vor Ort relativ entspannt abseits der Straßen Freude hat.

PSX_20180916_195145

Die erste Wahl fiel auf die KTM 690 Duke R und wie 5500 km in 3 Monaten zeigen ohne es bisher bereut zu haben. Die Reiseenduro ist aber eher die Qual der Wahl. Der Markt bot bis zum Jahr 2019 nicht so richtig ein Bike welches mich überzeugte, die KTM 1090 Adventure R war zwar bei der Probefahrt überraschend leicht im Handling, aber eigentlich auch wieder too much.

Meine Hoffnungen ruhten auf der Yamaha Ténéré 700 und der KTM 790 Adventure R die zur kürzlich stattgefundenen EICMA (weltgrößte Motorradmesse) der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Im Falle der KTM wurde sogar eine mehr straßenorientierte Version ohne den Zusatz R vorgestellt.

 

tenere

Die Yamaha Ténéré 700 kommt mit vollgetankt 205 kg daher, was ca. 40 kg weniger Gewicht im Vergleich zur GS bedeutet. Mit dem verbauten 16 Liter Tank muss man spätestens nach 350 km an die Zapfsäule, da ändert sich zur Reiseenduro von BMW nicht viel. Natürlich muss man bei 700 cm³ auch mit weniger Leistung auskommen, 73 Pferdchen sollten für Solo mit Gepäck aber ausreichend sein. Etwas enttäuschend finde ich die nur 210 bzw. 200 mm Federweg der Yamaha. Für einen guten Geradeauslauf hat man sich bei den Japanern für einen Radstand von 1590 mm entschieden, das finde ich zumindest auf dem Papier etwas arg lang worunter das Handling in Kurven leiden könnte. Zum Vergleich, eine Ducati Diavel hat ebenfalls 1590 mm, eine Yamaha MT-07 kommt auf 1400 mm. Ich hoffe noch immer auf einen Fehler bei der Angabe.

Optisch gefällt mir das Motorrad sehr gut, die verbauten Komponenten schauen auf den ersten Blick solide aus und sollten auch leichtes bis mittleres Gelände dauerhaft bewerkstelligen können. Der Preis wurde noch nicht bekannt gegeben und verfügbar wird das Motorrad auch erst im 2. Halbjahr sein. Dafür, dass die Ténéré zum ersten Mal im November 2016 präsentiert wurde finde ich das sehr unbefriedigend!

 

790 Adventure R

Die KTM 790 Adventure R war schon auf Basis der Gerüchte bisher mein Topfavorit und die bestätigten Daten unterstreichen das. Ebenfalls 205 kg vollgetankt, dank 20 Liter Tank aber etwa 60-70 km mehr Reichweite. Auch die 95 PS sind ein deutliches Plus im Vergleich zur Yamaha und im Falle der R verbaut KTM sogar ein Fahrwerk, welches direkt von den EXC Modellen abgeleitet und auf die rund 200 kg angepasst wurde. Die Sitzhöhe ist für die beachtlichen 240 mm Federweg hinten und vorne mit 880 mm noch moderat und sollte passen. Wie Yamaha setzt auch KTM auf eine Standardgröße bei den Reifen mit 90/90-21 vorne, sowie 150/70-18 hinten. Die KTM wird definitiv Kurven-ABS, Tempomat und einen Schaltassistent anbieten, bei den Japanern äußerte man sich dazu noch nicht, da man dort aber nicht auf Ride-by-wire setzt wird die Cruise Control eher nicht kommen.

Soweit, so wundervoll was die Österreicher da präsentiert haben, zum Preis wollte man sich noch nicht äußern. Ein Händler hat aber scheinbar ungewollt die zu erwartendene UVP geleakt. Satte 15.000 Euro müssten demnach den Besitzer wechseln. Das wäre teurer als eine 1090 Adventure R, die laut KTM aber auch nicht so hochwertige Komponenten verbaut haben soll. Das macht die Entscheidung schwer, da die Ténéré wohl deutlich günstiger werden wird.

790 Adventure

Eine etwas abgespeckte Version der R bietet KTM mit der 790 Adventure. Das Fahrwerk ist mit 200 mm Federweg vorne und hinten deutlich tiefer und auch entsprechend nicht so sehr auf Gelände ausgelegt. Für den Großteil der Fahrer sollte aber auch das locker ausreichen, optisch hat sie im Vergleich zur R ein straßenorientiertes, tiefliegendes Schutzblech am Vorderrad. Viel mehr Unterschiede gibt es auch nicht und dennoch soll der Preis rund 1500 Euro unter der Edelversion liegen.

Mein Problem, optisch gefällt mir die R sehr gut, die kleine Schwester leider nicht so sehr. Zumindest wenn ich nach den Bildern gehe, dass kann sich ab März ändern, ab dann soll sie bei den Händlern verfügbar sein.

 

690 enduro r

Die Orangenen aus Mattighofen präsentierten auf der EICMA auch eine neue 690 Enduro R. Ich liebäugelte vor 2 Jahren schon einmal mit einer inkl. einem Rally Raid oder Rade Garage Adventure Kit Umbau. Dafür müsste man zusätzliche 1500-3000 Euro investieren, was bei einem Preis von 10.500 Euro für die 690er also mindestens 12.000 Euro macht.

690rade.png

Dafür hätte man dann 23,5 Liter Benzin an Board (500 km Reichweite) statt 13,5 und wäre dennoch unter 170 kg vollgetankt. Die 74 PS kenne ich bereits aus meiner Duke und bin damit gänzlich zufrieden. Die 250 mm Federweg vorne und hinten sind gigantisch, bedeuten aber auch eine Sitzhöhe von 910 mm, was ein Problem werden könnte. Das Fahrwerk kommt direkt von den EXC Modellen und dürfte sich die meiste Zeit auf der Enduro R langweilen, zusätzlich spendiert KTM dem Modell sein Kurven-ABS, Schaltassistent und verschiedene Riding Modes.

Weitere Konkurrenten sind mehr oder weniger raus aus dem Rennen. Die BMW F 850 GS ist mir zu schwer und hat dafür zu wenig Reichweite. Die Moto Guzzi V85 gefällt mir optisch sehr gut, aber mit 170 mm Federweg und 41 mm USD Gabel ist die nicht wirklich für Pisten ohne Asphalt gebaut. Die Triumph Scrambler 1200 XE ist optisch ebenfalls stark aber in Summe wieder zu schwer, gleiches gilt im Prinzip für die Triumph Tiger 800 XCx und KTM 1090 Adventure R.

Die SuperDual T von SWM wäre eventuell noch eine Überlegung wert. Sie setzt auf bewährte Husqvarna Technik die vor dem Verkauf an KTM benutzt wurde, ist vom Gewicht vergleichbar mit der 690 Enduro R, aber optisch sagt sie mir nicht ganz zu. Ihre 8500 Euro sind aber ein Argument und die Fangemeinde scheint schnell größer zu werden.

Ich bin auf die Preise gespannt die Yamaha und KTM aufrufen wird. Mein Limit waren eigentlich 14.000 Euro, das wird wahrscheinlich nicht ganz für die 790 Adventure R ausreichen, der „Haben will“ Faktor ist bei mir aber nicht zu unterschätzen 😀

[UPDATE]
Meine kleine Zusammenfassung zu möglichen Reiseenduros möchte ich euch nicht vorenthalten, vielleicht hilft es dem ein oder anderen weiter.
Vergleich

 

Hinterlasse einen Kommentar

search previous next tag category expand menu location phone mail time cart zoom edit close