Chaos Communication Congress – 35c3

Alle Jahre wieder kommt das Christus Kind der Congress… zwischen Weihnachten und Neujahr vom 27. bis 30.12. findet der sogenannte Chaos Communication Congress statt, dieses letztes Jahr in seiner 35. Ausführung unter der Bezeichnung 35c3. Zum zweiten Mal nach 2017 in den Messehallen von Leipzig. Refreshing Memories lautete das Motto und Themenschwerpunkt lag auf Basic Talks. Natürlich gab es auch detailierte Vorträge zu komplexen Themen aber eben auch Vorträge zu z.B. TCP/IP, Funktionsweise des Internets und DNS. Eine Übersicht aller Talks inkl. Video findet man auf media.ccc.de.

Aber der Congress ist mehr als nur Talks! Mittlerweile über 16.000 Menschen finden sich zusammen um neue Dinge zu lernen, um (neue) Gleichgesinnte zu treffen, um sich Gedanken über den Umgang mit Technik zu machen, um verrückte Ideen mit Technik umzusetzen, um Schwachstellen in (Alltags)Software zu finden, um den Planeten irgendwie ein Stück besser zu machen. Workshops, Assemblies (Stände an den sich verschiede Gruppen präsentieren können), Dance- und Chill Area… ein großer Spielplatz für alle Technik und Kultur Interessierten.

Genau diese Vielfalt macht den Congress aus und trotz 16.000 Menschen ist die Quote von „Arschlöchern“ relativ gering… getreu dem Motto „Be nice to each other“ und „All Creatures welcome“ nimmt man vielleicht etwas mehr Rücksicht auf andere als im Alltag und versucht jeden so zu nehmen wie er ist. Das funktioniert meiner Wahrnehmung nach recht gut und so kenne ich negative Erlebnisse nur von wenigen Postings aus dem Internet.

An den Assemblies gibt es unzählige Dinge zu entdecken, das fängt bei LED-Matrizen an und endet bei Projektoren die farbliche Höhenlinien auf ein veränderbares Terrain fast in Echtzeit abbilden. Feuerlöscher die einen treudoof anschauen, Roboter die Cocktails mixen, 6-beinige Krabelroboter, LED Deko wohin das Auge blickt, usw. usf. Auf den Wegen zwischen den Assemblies und den Hallen wird man von elektrifizierten Tretrollern, Skateboards und Matekisten überholt, teilweise auch von fahrenden Couchsesseln.
Eines meiner Highlights war ein Kanu, welches auf einer Plattform saß die mit Rädern und entsprechender Elektronik ausgesattet war und über Bewegungssensoren im Paddel gesteuert wurde. Rudern bewegte das Kanu also tatsächlich realitätsgetreu durch den Raum… ein kleiner Parcour inkl. Blitzer ludt ein zum Testen des Materials. Das CCL genannte Congress Centrum wird auch kurzerhand „umgelabelt“ in CCC mit vorangestellter 35.

Neben den 5 Hauptbühnen auf denen über 200 Talks zu sehen waren gab es dutzende kleinere Bühnen und Spaces auf denen Vorträge und Workshops stattfanden. Auch Kochen oder Bondage konnte unter Anleitung ausprobiert werden, Lötkurse oder das verschönern von Kleidung mit LED Beleuchtung ebenso. Während des Congress wurde zum Seidenstraße genannten Rohrpostsystem ein komplettes Postsystem auf die Beine gestellt mit dem man Grußkarten an andere Teilnehmer verschicken konnte. Diskussionsrunden zu z.B. Polyamorie oder Workshops zur gewaltfreien Konfliktlösung gab es ebenfalls.

Ich mag den Congress weil hier 4 Tage lang Menschen miteinander umgehen wie ich mir das allgemein in unserer Gesellschaft wünschen würde. Man behandelt andere wie man selbst behandelt werden möchte, man tritt eher einen Schritt zurück als auf seiner Meinung zu beharren und das Wohl des anderen ist einem genauso wichtig wie das eigene. Als kleinsten gemeinsamen Nenner ist man sich über grundlegende Dinge wie Menschenrechte einig und lehnt gruppenbezogene Diskriminierung ab. Man weiß um die Chancen durch Technik, möchte die basierend der Hackerethik „öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“ aber zum Wohle des Menschen einsetzen.

36c3, ich werde da gewesen sein!

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