Cevennen und Westalpen 2020 – Tagebuch (Update Tag 7)

Ende März hätte ich nicht daran gedacht dieses Jahr noch durch Europa zu touren und der Trip nach Sizilien im Mai musste aufgrund bekannter Ereignisse gestrichen werden, aber nun geht es Mitte September doch noch auf größere Reise… nach Frankreich und Italien.

Das wird somit auch die erste richtige Bewährungsprobe für die 690 Adventure als Reisemotorrad (obwohl sie nach 12 Monaten schon 10k km auf dem Tacho hat 🤔).

Der erste Tag wird mich wohl bis Bourg-en-Bresse oder Lyon führen und von da an habe ich 8 Tage Zeit bis ich am 13. September in Cueno sein sollte.

Meine bisherige Planung schaut wie folgt aus: https://calimoto.com/calimotour/urlaub2020-r-pL4bXbQcu3

Ich wurde schon mehrfach gefragt, wieso ich so nahe ans Mittelmeer fahre, aber nicht einen Abstecher dorthin mache. Einerseits war ich vor 3 Jahren bereits in Monaco, Nizza, Cannes und St. Tropez und andererseits finde ich Berge viel besser wie Meer. 

In den Cevennen war ich noch nie, aber fast alle Bilder die ich bisher von der Landschaft gesehen habe lassen mein Herz höher schlagen. Als heimlicher van Gogh Fan auch allgemein das Gebiet um Arles, Avignon und entlang der Rhone.
Ich freue mich schon sehr drauf das Gebiet zu erkunden. Auf dem Weg nach Italien werde ich der Verdonschlucht einen weiteren Besuch widmen. Schon beim ersten Besuch kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus und dieses strahlende türkis des Lac de Sainte-Croix werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen.

Die Planung der folgenden 5 Tage, ab dem 14.09., überlasse ich einem Bekannten den ich in Cuneo treffen werde. Sein Plan führt uns, wenn es das Wetter zulässt, über ein paar der letzten legal befahrbaren Schotterpässe und Kammstraßen der Alpen.

Von Bardonecchia geht es ab dem 19. September über das Jura Gebirge fast auf direktem Weg zurück ins Saarland.

[Tag -4]
Ich bin im Vorbereitungsstress, weil ich mich zu lange davor gedrückt habe die Sachen zu erledigen. Ich hoffe bis Donnerstag kommt noch pünktlich die neue Merinounterwäsche, am Mittwochmorgen habe ich einen Termin zum Reifenwechsel muss aber die Reifen vorher noch zum Monteur bringen, seit 2 Wochen frage ich mich ob ich mir ein Bremsscheibenschloss kaufen soll, um nicht die komplette SIL Tube mitnehmen zu müssen suche ich noch eine kleinere Squeezeflasche, Zahnbürste muss ich noch besorgen obwohl ich sonst eigentlich nicht mehr einkaufen müsste, für die Crossbrille brauche ich noch ein Ersatzvisier und für die langen Etappen eigentlich auch ein neues für den Helm. Mal sehen ob das noch alles klappt… bisher hatte ich ja fast immer Glück (Meine Enduristan Taschen kaufte ich letztes Jahr in 60 km Entfernung, vor einer 450 km langen Tagestour, womöglich brauche ich das auch etwas 🙈)

[Tag -2]
Es scheint so als hätte ich alles erledigt bekommen 👍, d.h. morgen geht es ans Packen und am Freitag kann es losgehen.

[Tag -1]
Erstaunlich wie wenig Gepäck ich mittlerweile für 3 Wochen Urlaub benötige. Vor 3 Jahren war es noch die 4fache Menge an Zeug und ich hatte Probleme alles unterzubringen.

[Tag 0]
Ja, sorry… ich komm aus der IT-Welt da startet ein Array mit 0 und nicht mit 1. 😉. Meine Route führte mich am ersten Tag der Reise weite Teile über Nationalrouten, westlich vorbei an den Vogesen Richtung Besançon. Gegen Mittag schaute ich nach Unterkünften und statt dem direkten Weg nach Lyon entschied ich mich für ein Airbnb im französischen Jura. Die Route führte mich ab da über kurvigere Départementstraßen und immer wieder entlang des Flusses Doubs und sogar für einen kurzen Hop in die Schweiz. Nun sitze ich auf der Terrasse meiner Gastgeberin, schreibe diese Zeilen und ihre Katze schaut mir dabei zu wie ich Chips esse. Muss dieses „Leben wie Gott in Frankreich sein“.

[Tag 1]
Am heutigen Samstag ging es vom Jura Gebirge in den durch steile Klippen geprägten nördlichen Teil des Vercors, ein westlicher Ausläufer der Alpen. Entlang der Flüsse Doubs, Rhone und Isère, vorbei an den Seen Lac du Bourget, Lac d’Aiguebelette und Lac de Paladru durch Täler und über ein paar Tausender. In einem kleinen Bergdörfchen Namens Choux hatte ich das beste Essen seit langem, ein ausgezeichnetes Rinderfilet mit gebratenem Gemüse, Kartoffeln, Pflaumen und Streusel sorgte für eine Geschmacksexplosion im Mund. Die Apfeltarte zum Desert rundete den hervorragenden Gesamteindruck ab. Die Unterkunft ist der Oberhammer, tolles Zimmer, gemütliches Bett, nette Gastgeber und ein Pool um zum Abschluss des Tages zumindest die Füße drin baumeln zu lassen.

Die Anzahl der Kontakte mit Personen kleiner 2m beläuft sich nach 2 Tagen auf 1, die Bedienung in Choux.
Airbnb Unterkünfte gehen nach meiner noch frischen Erfahrung besser mit der Pandemie um, kontaklose Schlüsselübergabe, alles gut erklärt. Zwar etwas schade, weil ich schon gerne das ein oder andere von meinem Gastgebern erfahre, aber es ist wie es ist.

[Tag 2]
Sternzeit 06.09.2020, der Tag startete mit einem Frühstück auf der sonnigen Terrasse mit herrlichem Blick auf die steilen Klippen vor den Toren Vinays. Den ganzen Tag führte mich die Route Serpentinen hinauf und wieder hinunter, mit kurzem Schreck bei Tageskilometerstand 270 und keiner Tankstelle in 40 km Umkreis. Mangels Alternativen peilte ich die nächste Tankstelle auf der Tour an und fuhr entsprechend sparsam… um festzustellen, dass ich so sparsam fuhr womit weitere 20 km wohl auch kein Problem gewesen wären.

Nachdem mich ein Franzose anpöbelte, weil ich mein Motorrad zu dicht neben seinem Auto parkte um eine Pause zu machen (ein alter Peugeot 308, der wahrscheinlich weniger Wert war als meine KTM) ging es weiter die Berge rauf und wieder runter, über die Rhone und letztendlich nach Thueyts (keine Ahnung wie man das ausspricht) wo ich erneut in einem Airbnb nächtigen werde. https://m.calimoto.com/t/tuizzE7sjk

Es ist kein Klischee, die Franzosen spielen sehr gerne Boule und irgendwie ist es eine ganz schöne, soziale, Aktivität. Habe der Gruppe auf dem Foto ca. eine Stunde während dem Essen zugeschaut und war erheitert weil sie so viel Spaß hatten.

[Tag 3]
Am heutigen Montag steuerte ich meine kleine KTM überwiegend durch und über die Pässe des Zentralmassivs. Ein Halt in Le Puy-en-Velay lag auf der Route um die Stadt mit ihren Vulkanschloten zu bestaunen. Beeindruckend wie die Kirche auf dem Schlot über der Stadt thront.

Weiter ging es zum, von Gustave Eiffel Ende des 19 Jahrhunderts erbaute, 122m hohen Garabit-Viadukt. Die letzten knapp 70 km durfte ich die Landschaft des Aubrac Hochplateau bestaunen. Es ist vulkanischen Ursprung und es gibt kaum Bäume zu sehen. Zudem ist es sehr rar besiedelt, zumindest von Menschen… Rinder gibt es ohne Ende. Es erinnerte mich sehr stark an die Schottischen Highlands.

[Tag 4]
Ich liege im Bett eines Hotels, zum ersten Mal seit Antritt der Reise, bisher hatte mir Airbnb gute Dienste geleistet. Gegen 10 Uhr machte ich mich heute auf den Weg das schöne Aubrac Hochplateau Richtung Cevennen zu verlassen. Der Vormittag bestand aus einer wenig spektakulären Verbindungsetappe zur Gorges du Tarn, eine ca. 40 km lange und 500m hohe Schlucht, die sich in einem U durch die Cevennen zieht. Über die vielen Straßen kann sie sowohl auf Höhe des Flusses Tarn, aber auch genauso von rund 1100 Höhenmeter bestaunt werden. Durch die Enge der Schlucht führen die Serpentinen entsprechend schnell zum Plateau, was mit einem Motorrad viel Spaß macht, der Franzose mit Wohnmobil rangiert wahrscheinlich jetzt noch. Alleine aufgrund der Eindrücke des heutigen Tages hat sich die Reise schon gelohnt, leider konnte ich Situationsbedingt an ganz vielen Stellen nicht anhalten um Fotos zu machen… müsst ihr halt selbst mal hin!

War von euch schon mal jemand in Millau, Frankreich? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich noch nie davon gehört, oder?
Lohnt sich aber…

[Tag 5]
Hmm, wo fange ich an? Heute war kein guter Tag! Schon beim Eintritt in den Frühstücksraum saßen dort 3 Männer die im Chor geschnäuzt und gehustet haben. Ich bin sofort wieder raus und erstmal an die Luft, war zumindest mein Plan aber ich stellte fest, dass es aus Kübeln regnete. Laut Wetterbericht sollte es auch so bleiben, von daher war aussitzen keine Option. Ohne Frühstück, mit miesem Wetter und entsprechender Laune ging es los…
Erster Stop ein Viewpoint, bei dem mir 7,90 € zu viel waren um die Felsformation zu knipsen, schon gar nicht bei den Wetter. Ein Blick auf die Tankuhr zeigte mir, dass ich Idiot vergessen hatte zu tanken, die nächste in Fahrtrichtung wäre deutlich zu weit gewesen, also wieder zurück zum Anfang. Meine Laune hätte bei Google einen von 5 Sternen erhalten, aber es sollte durchaus noch weiter nach unten gehen.
Ich merkte wie die Griffheizung nicht mehr richtig warm wurde und wie das Handy am USB Port des Motorrades kleinen Strom mehr bekam. Im Nachgang erfuhr ich auch, dass mein Abblendlicht nicht mehr funktionierte. Die wahrscheinlich 3 größten Verbraucher fielen wohl ziemlich gleichzeitig aus, blöderweise ist ein Verzicht auf Licht keine dauerhafte Option und schon gar nicht im Regen. So bin ich den Rest des Tages mit dem Fernlicht (das ging witzigerweise) gefahren und habe versucht das Beste aus der Sache zu machen.
Für eine Stunde war sogar kurz der Schauer vorüber, da konnte ich auch ein paar Fotos machen und mal die Drohne fliegen lassen. Aber nicht zu wissen ob danach das Motorrad wieder anspringt ist kein schönes Gefühl. Ich habe es letztendlich zur Unterkunft geschafft und nach Kontrolle von Sicherungen und Verbindungen den ADAC angerufen. Morgen geht es in die Werkstatt und ggf. auf dem LKW zurück nach Deutschland. 😦

[Tag 6] – Fin de l’histoire.
Damit hier etwas Positives steht… es waren 5 wundervolle Tage in Vercors, Aubrac und den Cevennen. Tolle Landschaft (erinnerte mich oft an Schottland) , noch tollere Strecken (erinnerte mich oft an die kleinen kurvigen Landstraßen auf Teneriffa) und liebenswerte sowie hilfsbereite Gastgeber. Ich bin wirklich dankbar, dass ich das 2020 noch erleben durfte und die Sache mit dem Motorrad gibt in ein paar Monaten/Jahren eine gute Geschichte. Der Urlaub wird in Erinnerung bleiben!

[Tag 7]
Bis Montag sind alle Mietfahrzeug ausgebucht, d.h. mir bleibt nur der Weg zurück per Bahn.

1 Kommentar zu „Cevennen und Westalpen 2020 – Tagebuch (Update Tag 7)

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